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Tiere locken Touristen

Wolf von Lojewski führt nach Namibia


ZDF, 20.15 Uhr: Wolf von Lojewski ist immer für eine Überraschung gut: Seinen Zweiteiler über die frühere deutsche Kolonie Namibia beginnt er mit viel Wasser. Jeder wird das Land im Südwesten Afrikas mit der Wüste assoziieren - Lojewski lässt erst einmal den Ozean an die Küste rauschen. Um dann auf seine Art zu kommentieren: »Wer hier in Seenot geriet, hatte die Wahl zwischen Ertrinken und Verdursten.« Denn gleich hinter der Küste beginnen die Dünen. Und in deren Sand sucht der Autor nach Spuren der deutschen Kolonialherren, des Diamantenrauschs und des Völkermords an den Herero. »Was heißt denn hier deutsch? ist heute und am 17. Oktober zu sehen.
Lojewski führt behutsam an die schmerzliche Geschichte und die heutigen Probleme wie Aids und Armut heran. Er beginnt mit der Schönheit der Wüste. Namib bedeutet »Ort, wo nichts ist«. Das Meeresrauschen am Anfang des Films ist nicht die einzige Überraschung, die Lojewski bereithält. Einen Geschichts- oder Kolonialfilm hat er aber nicht gedreht. Er sucht nach Spuren, um zu zeigen, wie das wurde, was er heute in Namibia vorfindet. Und er wagt einen Blick in die Zukunft. Die Wüste und die Trockenheit, die es den Farmern so schwer machen, mit Rinder- oder Schafzucht erfolgreich zu sein, werden zum Kapital, mit dem sich wuchern lässt. Zebras, Nashörner und Antilopen sind heute die Nutztiere, denn sie locken die Touristen an.

Artikel vom 10.10.2006