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Empörung über Atomtest

Weltgemeinschaft verurteilt Nordkorea - Sanktionen drohen

Seoul/Tokio (dpa). Das abgeschottete Nordkorea hat trotz internationaler Sanktionsandrohungen mit einem ersten Atomwaffentest die Weltgemeinschaft herausgefordert. Während das Ausmaß des unterirdischen Versuchs noch unklar war, wurde Nordkoreas Verhalten international als Provokation verurteilt.
Der nordkoreanische Atomwaffentest fand bei Kilju statt.
Der Weltsicherheitsrat hat Nordkoreas Atomwaffentest in einer Dringlichkeitssitzung auf das Schärfste verurteilt. Das höchste UN-Entscheidungsgremium rief Pjöngjang eindringlich auf, keine weiteren Tests durchzuführen. Es will umgehend auf Expertenebene mit Beratungen über Sanktionen gegen Nordkorea beginnen.
Nach südkoreanischen Angaben bereitet das kommunistische Nachbarland möglicherweise sogar einen weiteren Atomtest vor.
Noch am Freitag hatte der Weltsicherheitsrat Pjöngjang eindringlich vor einem Atomtest gewarnt und indirekt Sanktionen angekündigt. Südkorea sieht durch den Atomtest seine Annäherungspolitik zum Nachbarland in Frage gestellt.
Der Test beglücke die nordkoreanische Volksarmee und die Bevölkerung und entspreche ihrem Wunsch nach einer »machtvollen selbstständigen Verteidigungskapazität«, meldete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Nordkorea hatte die Testpläne mit der angeblichen nuklearen Bedrohung, den Sanktionen und dem Druck der USA begründet.
Auch die Atommacht China, die bisher gute Kontakte zum Regime in Pjöngjang pflegte, verurteilte den Atomwaffentest scharf. Nordkorea habe den Widerstand der internationalen Staatengemeinschaft schamlos ignoriert. Der Test füge dem internationalen System der Nichtverbreitung von Atomwaffen »großen Schaden« zu, sagte der russische Präsident Wladimir Putin bei einer Regierungssitzung in Moskau.
Die Explosion habe einer Sprengkraft von 550 Tonnen des herkömmlichen Sprengstoffes TNT entsprochen, zitierten US-Medien gestern die südkoreanische Geologiebehörde. Die von den USA auf Hiroschima abgeworfene Atombombe hatte eine Sprengkraft von 12 500 Tonnen TNT.
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss im Europaparlament, Elmar Brok (Bielefeld), sagte, Atomwaffen in den Händen eines größenwahnsinnigen Diktators seien eine akute Gefährdung des Weltfriedens. Brok appellierte an die Führung in Peking, endlich strategisch kluge Sanktionen zu verhängen. Wichtig bleibe, dass damit die politischen Pläne von Kim Jong Il und nicht das verhungernde nordkoreanische Volk getroffen würden.« S. 4: Leitartikel

Artikel vom 10.10.2006