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Ayaan Hirsie Ali,
Islamkritikerin

»Die sogenannte realistische Außenpolitik à la Henry Kissinger war ein Desaster.«

Leitartikel
Unruhestifter Nordkorea

Zu vieles
wirkt wie warme Luft


Von Rolf Dressler
Ein Welt-Kuriosum wiederholt sich ein ums andere Mal - und auch jetzt wieder: Wenn zwei, drei oder soundsoviele Staatenlenker dasselbe tun, ist es noch längst nicht das Gleiche.
Siehe den brandaktuellen Aufreger- und Entrüster-Fall Nordkorea. Hätte statt des Stahlbeton-Stalinisten in Pjöngjang der wohl Mächtigste aller Mächtigen, der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, einen Atombomben-Test veranlasst, wäre ihm erdballumspannend ein tornadoähnlicher Proteststurm um die Ohren gefegt. Offenbar aber treibt die Sorge um Nordkoreas martialische Muskelprotzerei keinen einzigen Friedens- oder sonstwie Bewegten auf hiesige Straßen und Demo-Plätze.
Man hat sich festgelegt auf das Lieblingsfeindbild drüben im Weißen Haus. Einäugigkeit ist Trumpf. Sie hat nicht nur bei uns leider längst traurige Tradition.
Dementsprechend platt und einfallslos las sich auch gestern wieder die pseudomarkig hohle Floskelsammlung aus den westlich-demokratischen Regierungszentren:
Da grummeln EU und NATO, sie wollten eine »entscheidende Antwort« auf den »provokativen Akt« Nordkoreas »erarbeiten«. Die deutsche Regierung hofft auf eine »entschlossene Reaktion« des UN-Weltsicherheitsrates. Und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe - man beachte die Papiertiger-Wortwahl - »erwägt« so etwas wie »unverzügliche, harte Maßnahmen« gegen die Bockbeinigen in der uraltkommunistischen Trotz- und Trutzburg auf der koreanischen Halbinsel, die nun schon ein halbes Jahrhundert ein Volk erbarmungslos geteilt hält.
Was sind sie eigentlich wert, die abermaligen Beschwörungen einer »Weltvölkergemeinschaft«, die zum x-ten Mal angeblich zusammenstehen will, um nun Nordkoreas Tyrannen-Regime von seinem »Irrweg« abzubringen? Das alles wirkt wie warme Luft, wo doch jedermann weiß, wie wenig derlei Du-du-du-Appelle in der Vergangenheit gefruchtet haben.
Ganz und gar unappetitlich in- des sind die heuchlerischen Einlassungen der Machthaber Pakistans und erst recht Teherans. Und das gleich aus doppeltem Grund:
- Der erstgenannte islamische Staat ist längst schwer bestückt mit Kernwaffen, und Irans Mullahs würden lieber heute als morgen mit den benachbarten Glaubensbrüdern gleichziehen. Ihr erklärtes Hass- und Vernichtungsziel Nummer 1 bleibt Israel.
- Und: So selbstverständlich beide Regime immer wieder, etwa im Gefolge von Erdbeben, jedwede Katastrophenhilfen des Westens annehmen (ja, sogar einfordern), so wenig änderte das bislang etwas an ihrer Verachtung für die »Ungläubigen« und an ihrem Urtraum, die Welt eines Tages der Kultur und dem Recht des Islam unterzuordnen.
Bis heute ist kein einziger der gut drei Dutzend islamisch beherrschten Staaten demokratisch verfasst. Ein unwägbarer Keim für anhaltenden Unfrieden in der Welt. Selbst Nordkorea wiegt da weniger.

Artikel vom 10.10.2006