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Zum Formel-1-Abschied
den Teamtitel holen

Michael Schumacher gönnt sich keine Ruhe

Suzuka (dpa). Traurige Tifosi und spottende Spanier - nur Michael Schumacher hat keine Zeit für große Gefühle. Schon morgen will der Rekordweltmeister seinen beim Großen Preis von Japan mit Motorschaden auf dem Seitenstreifen abgestellten Ferrari wieder in Fahrt bringen.

Nach dem bitteren Aus hat Schumacher den Gewinn seines achten Fahrertitels zwar abgehakt, doch er hat noch ein Ziel für das Saisonfinale am 22. Oktober in Sao Paulo: Der 37-Jährige will sich als Mannschafts-Weltmeister aus der Formel 1 verabschieden.
»Ich finde, wir haben diesen Titel verdient, denn wir sind das beste Team. Jetzt wollen wir auch den nächsten Schritt machen und nominell Meister werden«, verkündete der Rennfahrer. Der Kerpener hatte nach dem Ausfall am Sonntag auf die beliebten Karaoke-Einlagen in den Hütten an der Rennstrecke verzichtet. Er war kurz nach dem vorletzten Grand Prix seiner Karriere zurück in die Schweizer Wahlheimat zu Frau und Kindern geflogen.
Schumacher erklärte unmittelbar nach dem Rennen gefasst die Hatz auf Alonso für beendet. Auch die Italiener sehen so gut wie keine Chance mehr auf einen krönenden Karriere-Abschluss. »Nach sechs Jahren wurde Schumacher wieder einmal von seinem Motor verraten. Es war einfach Pech. Schumacher hat es nicht verdient, seine außergewöhnliche Karriere auf so grausame Art zu beenden«, schrieb die »La Gazzetta dello Sport«.
Etwas verwunderlich ist, dass der 37-Jährige, der in Suzuka in der 37. Runde ausgeschieden war, den Kampf aufgegeben hat. Vor allem 2005 hatte er gebetsmühlenartig gesagt, dass er so lange kämpfe, wie es auch eine »rechnerische Möglichkeit« gebe. Auch damals konnte er nur auf Ausfälle seines Widersachers hoffen, der ihm den Gefallen aber nicht tat.
Schumachers Gelassenheit ist offenbar ein Teil eines weiteren Reifeprozesses des Champions, der das Verlieren gelernt zu haben scheint. Das war nicht immer so: 1997 waren ihm wegen eines Crashs im Finale gegen den Kanadier Jacques Villeneuve gar alle Punkte der Saison abgezogen worden. Der »neue Schumacher« kommt an. »Er ist bereit für das wirkliche Leben «, schrieb die »La Gazzetta dello Sport«.
Rivale Renault will sich aber nicht in Sicherheit wiegen lassen. »Es ändert gar nichts«, kommentierte Technik-Direktor Pat Symonds die Null-Punkte-Fahrt. Schumacher spiele vielleicht seine Chancen herunter, »aber wir müssen uns im Klaren sein, dass es für ihn statistisch noch möglich ist«, meinte Symonds. »Ich bin mir sicher, dass er genauso hart und gut fahren wird wie sonst auch.«
»Michael sagt zwar, dass er nicht mehr an den Titel denkt. Das ist Quatsch. Er gibt niemals auf«, sagte Damaon Hill. »Schumacher wird in das letzte Rennen gehen und denken: Wie kann ich es gewinnen und Alonso keinen Punkt ergattern? So geht er an die Dinge ran.« Der Champion von 1996 rät Alonso, »wachsam bis nach dem letzten Rennen zu sein«.
Im großen Finale hat Schumacher auch auf der Strecke noch etwas zu erledigen und seine Fans, die am Sonntagmorgen um 7.00 Uhr mitbangten, mit dem »kleinen Titel« zu beglücken. »In der Teamwertung haben wir nun zwar jetzt auch 9 Punkte Rückstand, aber dennoch einige, wenn auch geringe, Chancen. Diese werden wir nun in Angriff nehmen.« Vor dem Grand Prix in Sao Paulo hat Ferrari 186 Punkte, Renault 195.

Artikel vom 10.10.2006