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34 000 Lehrstellen fehlen

Fast 50 000 Jugendliche sind auf der Suche - mehr Ausbildungsverträge

Nürnberg/Bielefeld (dpa/WB). Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hat sich weiter verschlechtert. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) standen Ende September 49 500 nicht vermittelten Bewerbern 15 400 offene Lehrstellen gegenüber. Damit ergibt sich eine Lehrstellenlücke von 34 100 Stellen. Das sind 6200 mehr als im Vorjahr.
Die Zahl der unvermittelten Bewerber liegt um 9000 höher als im Vorjahr und erreichte den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung.
Dennoch zeigte sich BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt zuversichtlich, dass bis zum Jahresende allen Jugendlichen ein ausreichendes Angebot gemacht werden könne. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der gemeldeten Lehrstellen um 12 000 auf 459 500 zurück. Gleichzeitig stieg die Zahl der jungen Menschen, die die Berufsberatung bei der Vermittlung eines Ausbildungsplatzes eingeschaltet haben, um 22 100 auf 763 100. Damit kamen 166 Bewerber auf 100 gemeldete Stellen. Im Vorjahr lag die Relation bei 157 zu 100.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte, die Wirtschaft habe ihre Zusagen im Rahmen des Ausbildungspaktes »wiederum erheblich übertroffen«. Die Industrie- und Handelskammern hätten 33 300 neue Ausbildungsverträge eingeworben, die Handwerkskammern 25 200. Insgesamt seien 33 000 Betriebe gewonnen worden, die nun erstmals ausbilden. Nach Angaben der BA ist die Zahl der Ausbildungsverträge in Industrie und Handel im Jahresvergleich um 11 700 auf 303 300 gestiegen, im Bereich des Handwerks um 2300 auf 143 800. »Dies zeigt, dass die anspringende Konjunktur mittlerweile auch den Ausbildungsmarkt erreicht hat«, sagte Glos.
Die nordrhein-westfälischen Betriebe haben bis Ende September so wenig Lehrstellen angeboten wie seit 30 Jahren nicht mehr. Insgesamt sei die Zahl mit 93 000 Ausbildungsplätzen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um vier Prozent geschrumpft, sagte die Leiterin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Christiane Schönefeld, bei der Vorstellung des Lageberichts auf dem Ausbildungsmarkt in NRW. Insgesamt zählte die Regionaldirektion 10 540 junge Menschen, die bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Ausbildungsplatz gefunden hatten, davon 2029 in Ostwestfalen-Lippe. Dennoch verzeichneten die Industrie- und Handelskammer OWL und die Handwerkskammer einen Anstieg bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Zum 1. Oktober gab es ein Plus von 7,5 Prozent bei den neuen Verträgen. Insgesamt stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 470 auf 6704. Die Handwerkskammer meldete einen Anstieg um ein Prozent auf 4063 Verträge.
Dem geringeren Angebot an Lehrstellen in Nordrhein-Westfalen steht nach weiteren Angaben der Regionaldirektion in Düsseldorf die höchste Nachfrage nach Ausbildungsplätzen seit 1986/87 gegenüber.
Insgesamt suchten 156 000 junge Menschen in diesem Jahr eine Lehrstelle, sieben Prozent mehr als 2005. Dieses Niveau werde in den kommenden Jahren gehalten, erklärte Regionalagentur-Chefin Christiane Schönefeld. Wirtschaft: Hintergrund

Artikel vom 12.10.2006