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»Tattoos sind richtig sexy«
Mona Meyer aus Löhne hat sich schon für 1500 Euro tätowieren lassen
Dämonen, Fratzen, Totenköpfe -ÊMona Meyer hat ein Faible für düstere Zeitgenossen. »Tätowieren ist eine Leidenschaft«, sagt die junge Frau. Unzählige Symbole und Gestalten zieren die Haut der 22-Jährigen. Obwohl sie mit dieser Art von Körperschmuck immer wieder auch auf Ablehnung stößt, steht sie voll dahinter.
Mutter Dagmar ist ihre größte Kritikerin. »Sie zeigt leider kein Verständnis für meine Tattoos. Beim Essen muss ich sogar meine Arme bedecken«, bedauert Mona. Von den sechs Piercings, die sie sich bereits im Alter von 16 Jahren hat stechen lassen, hat sie ihrer Mama noch nichts erzählt.
Vater Horst - selbst tätowiert - ist da toleranter. Er hat mit Mona offen über ihren Tattoo-Wunsch gesprochen. »Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ein halbes Jahr habe ich mit mir gerungen, bis ich endlich genau wusste, was ich wollte«, sagt Mona Meyer, die mit 18 Jahren zum ersten Mal die heiße Nadel auf ihrer Haut spürte. Ein »Arschgeweih« prangt seitdem kurz oberhalb ihres Steißbeins.
Für sie ist diese schmuckvolle, blaue Verzierung etwas Besonderes. Denn das so genannte »Tribal« wurde speziell für Mona Meyer entworfen und ist somit einzigartig. »Ich würde nie ein Symbol aus dem Katalog wählen. Für mich sind die Tattoos eine Art, mich darzustellen«, erzählt die 22-Jährige, die bislang 1500 Euro in die Hautbilder investiert hat.
Neben ihrem Hüfttattoo prangt auf Mona Meyers linkem Arm ein wahres Kunstwerk: Schwert, Würfel, Spielkarte, Axt, Steine und Punkte sind in mehreren Sitzungen entstanden. Schmerzen habe sie dabei nie empfunden. Ganz im Gegenteil: »Für mich ist das ein richtiger Kick«, sagt die Verkäuferin, die immer noch verblüfft über die Toleranz ihres Arbeitgebers ist. »Als ich nach dem erfolgreichen Vorstellungsgespräch zeigte, dass ich am Arm tätowiert bin, sagte der Chef, dass er damit kein Problem habe. Diese Reaktion fand ich richtig stark.«
Die Löhnerin hat aber auch negative Erfahrungen gemacht. Die fragenden Blicke sind ihr jedoch inzwischen egal. »Jeder kann doch mit seinem Körper machen, was er will«, findet die 22-Jährige. Angst davor, dass ihr die Tätowierungen eines Tages nicht mehr gefallen, hat sie nicht. Ihr Freund Jan-Patrick findet den ewigen Körperschmuck große Klasse. »Er sagt mir immer, dass die Tattoos richtig sexy sind«, freut sich Mona Meyer über diese Komplimente.
Ausdrücklich zur Vorsicht im Umgang mit Tätowierungen mahnt Udo Riedel. Der Profi-Tätowierer aus Bad Oeynhausen (Kreis Minden-Lübbecke), der auch Mona Meyers Bilder gestochen hat, bedauert, dass es nach wie vor viele schwarze Schafe in der Branche gibt. »Die machen dann in irgendeiner Hinterhofwerkstatt ihre schmutzigen Geschäfte, ohne auf die Gesundheit der Kunden zu achten«, sagt der 48-Jährige.
Immer wieder sieht der Inhaber des Tattoo-Studios 18 unsaubere Arbeit so genannter Kollegen. Zwar gebe es heute dank moderner Lasertechniken Möglichkeiten, Tattoos zu entfernen, Riedel hat jedoch eine schmerzfreie und kostenlose Alternative. »Wer mit dem Gedanken einer Tätowierung spielt, sollte sich richtig informieren und Gespräche mit Freunden, Familie und seriösen Fachleuten führen. Ein Tattoo kann man eben nicht wie einen Ring einfach so ablegen.«
Moritz Winde

Artikel vom 21.10.2006