10.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Dubioser Brief: Verstorbener
soll Hauptgewinn abholen

»Club der Rätselfreunde« plant Verkaufsveranstaltung

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Findige Unternehmen verschicken zurzeit in Bielefeld wieder Gewinnmitteilungen, um vornehmlich Senioren in eine Verkaufsveranstaltung zu locken. Die Polizei rät: »Derartige Briefe gleich in den Papierkorb werfen!«

Der Club der Rätselfreunde hat für Donnerstag, 12. Oktober, 9.30 Uhr, in die Gaststätte Säger nach Heepen eingeladen. Der Sieger des aktuellen Herbst-Kreuzworträtsels kann, so viel steht fest, nicht kommen und den ihm versprochenen Hauptgewinn im Wert von 200 Euro in Empfang nehmen. Erich G. ist nämlich schon im Januar vergangenen Jahres verstorben.
»Er kann definitiv auch kein Kreuzworträtsel gelöst haben, war schon seit Jahren krank«, so Schwiegersohn Dieter P. zum WESTFALEN-BLATT. Wie Maria L. (sie zeichnet für die Firma JBC als Veranstalterin verantwortlich) an seine Adresse gekommen ist, bleibt ein Rätsel. Als Firmensitz wird in dem Anschreiben die Altenhagener Straße 1 genannt. Das ist allerdings nur die Anschrift des Lokals, in dem die geladenen Gäste im Rahmen einer Gewinnshow angeblich nicht nur 20 Euro in Bar ausgezahlt und einen Einkaufstrolley geschenkt bekommen. Auch zum »leckeren Frühstück an einer festlich geschmückten Tafel« sind sie eingeladen. Dazu soll es ein »reichhaltiges und gutes Mittagessen« und ein »großes Lebensmittelpaket« gratis geben.
Gourmets seien allerdings vorgewarnt: »Das Frühstück besteht aus Brötchen und Kaffee und das Mittagessen ist zum Mitnehmen«, erklärt Sigrid Hoffleit. Die Pächterin der Gaststätte Säger hat den Saal für 60 Leute an den Club der Rätselfreunde vermietet und bestätigt: »Geplant ist eine Werbeveranstaltung. Die Auftraggeber verkaufen Reisen.« Deshalb ist die Zustellung des vermeintlichen Gewinns wohl auch nicht möglich. Im Gegenteil: Die Eingeladenen müssen zwei Euro mitbringen, wie es im Kleingedruckten heißt, bevor sie irgendetwas erhalten.
Für Friedhelm Burchard, Pressesprecher der Polizei in Bielefeld, ist das ein Fall fürs Ordnungsamt. »Ich kann nur allen davon abraten, die Veranstaltung aufzusuchen«, erklärte er. »Aber wir können nicht überall vorbeugend tätig werden.« Ein Schaden sei bislang schließlich nicht entstanden. Auch habe noch niemand Anzeige wegen Betrugs oder Nötigung erstattet. Der »Club der Rätselfreunde« war bis dato beim Kommissariat für Betrugsdelikte unbekannt.
»Firmen dieser Art wechseln aber öfter ihre Namen«, bestätigt Dietmar Schlüter vom Presseamt der Stadt Bielefeld. Die Kommune prüft jetzt, ob die Vorschriften der Gewerbeordnung eingehalten werden.

Artikel vom 10.10.2006