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Putin-Kritikerin ermordet

Fahndung nach Mördern zweier deutscher Journalisten

Moskau/Kabul (Reuters). Der Mord an der prominenten russischen Journalistin Anna Politkowskaja hat international Bestürzung ausgelöst.Anna Politkowskaja galt als scharfe Kritikerin des russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Die USA zeigten sich schockiert über den Tod der preisgekrönten Reporterin, die in ihrem Wohnblock im Zentrum Moskaus erschossen aufgefunden wurde. Auch der Europarat und internationale Journalistenverbände reagierten entsetzt. Die Regierung in Moskau schwieg dagegen zum Tod der entschiedenen Kritikerin von Präsident Wladimir Putin.
Die 48-Jährige hatte bereits wiederholt Morddrohungen erhalten und arbeitete ihrer Zeitung zufolge erneut an einem Bericht über Menschenrechtsverletzungen in der Krisenregion Tschetschenien. Ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge wurde die Journalistin durch zwei Schüsse getötet, als sie gerade den Fahrstuhl in ihrem Haus verlassen wollte.
Politkowskaja arbeitete für die Zeitung »Nowaja Gaseta«, einem der wenigen unabhängigen Blätter in Russland. Ein anderes Tatmotiv als ihre kritischen Texte könne er nicht erkennen, sagte der stellvertretende Chefredakteur der Zeitung, Witali Jaroschewski.
Besonders harsche Kritik übte Politkowskaja an Putin. »Ich mag ihn nicht wegen seines Zynismus', seines Rassismus' und seiner Lügen«, schrieb sie in ihrem Buch »Putins Russland«, das nur im Ausland veröffentlicht wurde.
Nach dem Mord an zwei deutschen Journalisten in der nordafghanischen Provinz Baghlan hat die Polizei die Fahndung nach Verdächtigen begonnen. Ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, ein Polizeiteam in Baghlan suche nach den möglichen Tätern. Fünf bis sechs Verdächtige seien identifiziert worden. Man sei fast sicher, dass sie die beiden freien Mitarbeiter der Deutschen Welle in der Nacht zu Samstag ermordet hätten. Er schloss die Taliban als Täter aus.
Die beiden freien Mitarbeiter der Deutschen Welle sind die ersten deutschen Journalisten, die seit dem Sturz der Taliban Ende 2001 in Afghanistan getötet wurden. Die 30-jährige Journalistin Karen Fischer und der 38-jährige Techniker Christian Struwe waren in der Nacht zum Samstag auf dem Weg von der nordafghanischen Provinz Baghlan in die Nachbarprovinz Bamian von Unbekannten erschossen worden, als sie neben der Straße zelteten.

Artikel vom 09.10.2006