Bielefelder erlebten ihre Stadt von völlig neuen Seiten - Gratis-Angebote kamen gut an
Von Burgit Hörttrich und Bernhard Pierel (Fotos) Bielefeld (WB). Peter Kölsch freute sich: Ein halbes Dutzend Radfahrer hatte sich vor dem Rathaus eingefunden, um unter seiner Führung vier Stunden lang Bielefeld entlang von Lutter, Johannisbach und Schloßhofbach zu erkunden. Kölsch: »Trotz des sonnigen Wetters - es ist ziemlich frisch, aber wir radeln uns warm.« »Bielefeld per Fahrrad entdecken« war nur eine von 22 »Extratouren«, zu denen die Bielefeld Marketing GmbH am Sonntag zu kostenloser Teilnahme eingeladen hatte.
Von 10 Uhr an gab es in der Tourist Information im Neuen Rathaus die Gratiskarten. Schon vor Öffnung der Tür hatte sich eine Warteschlange gebildet: Ein Teil wollte gleich eine Tour um 11 Uhr machen, andere zwei unterschiedliche Touren hintereinander, es gab aber auch Bielefelder, die sich Tickets für ihren »Nachmittagsausflug« sicherten - und erst einmal wieder zum Frühstück zurück nach Hause fuhren. Zuerst ausgebucht: die Besichtigung des modernisierten Stadttheaters. Es gab nur einen einzigen Termin und 30 Karten. »Mehr geht einfach nicht,« sagte Meike Bollhorst (Bielefeld Marketing). Die, die sich eines der begehrten Tickets sichern konnten, erlebten unter Führung von Andrea Wittler das neue Stadttheater einmal nicht nur aus der Publikum-Perspektive: So durfte die Gruppe sogar die Bühne betreten, eigentlich ein Tabu, sehen, wie die aufwändigen Kulissen für die Nachmittagsvorstellung der Mozart-Oper »Die Hochzeit des Figaro« aufgebaut wurden. Bei den zwei Fahrten der »Linie 43«, eines nostalgischen Pariser Stadtbusses, gab es ebenfalls schon morgens keine freien Plätze mehr. Annette Echterhoff, die die sachkundige Begleiterin auf der besonderen Extratour war: »Alles andere hätte mich auch überrascht.« Die wohl individuellsten Touren erlebten die Fahrgäste von Alexandra Hahn: Sie konnten sich im Taxi durch Bielefeld chauffieren lassen und die Stadt mit den Augen eines Touristen neu entdecken. Eigentlich, so Fahrerin Alexandra Hahn, die eigens für ihre Stadtrundfahrten (über die Tourist Information buchbar) eine Tarifbefreiung von der Stadt bekommen hat, eigentlich würde eine solche Rundfahrt 65 Euro kosten. Eigentlich. Denn Sonntag konnten die Bürger das selbst erleben, was eigentlich nur »Auswärtige« wahrnehmen: eben die städtetouristischen Angebote. Und die, da waren sich zum guten Schluss alle Teilnehmer einig, brauchen sich hinter denen andere Städte nicht zu verstecken. Auch, wenn die Linie 43 nicht zum Pigalle und zum Montmatre fährt, sondern durch Bielefelds Altstadt und zur Ravensberger Spinnerei. . . Britta Klausing (Bielefeld Marketing) wünscht sich jetzt, dass die Teilnehmer die Touren weiter empfehlen - an andere Bielefelder, aber gern auch an wirkliche Touristen. Meike Bollhorst freute sich über die Reaktionen der »Sonntagsausflügler«: »Manche haben nach einem ersten Rundgang gleich noch Karten für einen zweiten geholt, - so gut hatte es ihnen gefallen!«
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