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Mit seinem Jochbein umgeknicktÉ

Zweischlingen ausverkauft - Olaf Schubert hält konstant hohes Niveau


Quelle (ken). So lieben ihn seine Fans: scharfsinnig komponierte Sprüche, kombiniert mit spontanen Geistesblitzen, heruntergeleiert in trägem Sächsisch, und obligatorisch dazu die »geschickt geschnittene Obertrikotage« in Form eines Rauten-Pollunders. Das Publikum im ausverkauften Zweischlingen war beeindruckt. Volle zwei Stunden lang hielt der Dresdner Kommödiant Olaf Schubert am Samstagabend sein hohes Niveau mit überraschenden Pointen; mehr als 200 Zuschauer lachten herzlich und spendeten häufig Szenenapplaus - sogar innerhalb von Musik-Beiträgen.
Erst kürzlich wähnte er sich dicht am großen Durchbruch: »Ich sah des morgens aus dem Fenster und erblickte zwei Wolken - und zwei Sonnen!« Sofort teilte er dem Amt für Meteorologie mit, er habe den Grund für die Klimaerwärmung entdeckt. »Ich habe mich dann erst mal wieder hingelegt, in - zugegeben übereilter - Erwartung des Nobelpreises.« Schließlich holte ihn jedoch die Erinnerung ein: Er hatte am Vorabend nur zuviel eines »Delirium verheißenden Destillats« genossen.
Kritisch äußert sich Schubert zur fortschreitenden Mechanisierung: »Heute gibt's für 'nen Menschen in 'ner Fabrik gar nichts mehr zu tun - es sei denn, ein Roboter sagt: ÝHier, halt das malÜ.«
Gewöhnungsbedürftig findet er Frauen in Männerberufen: »Die Profession der Kosmonautin - vor 100 Jahren unvorstellbar!« Tatsächlich sei noch kein Raumschiff mit komplett weiblicher Besatzung in den Weltraum geflogen: »Was auch wieder logisch ist; es wäre ja sonst unbemannt. . .«
Mit »robustem Mandat« will er der deutschen Kinderlosigkeit begegnen: »Da hilft es nichts, zu rufen: ÝWind, bestäube mich, du Luder!Ü« Er ruft auf zur Tat: »Wenn der Frosch sich verändern soll, muss er an die Wand geworfen werden! Es hilft nichts, ihn an die Wand zu lehnen und zu sagen: ÝLos, Lurch, mach was drausÜ.«
Aufgelockert wurde Schuberts wortreiche Show mit schrägen Musikbeiträgen. An Holzgitarre und Bass unterstützten ihn Jochen Barkas und »Herr Stephan«, die nebenbei auch für manchen Gag herhalten mussten. Just beim ersten Lied war der Bassist »abgängig«: »Ist wohl in eine Schlinge getreten - oder in zwei«, vermutet der Blödelbarde. Olaf Schubert bot ein Feuerwerk kabarettistischer Wortkunst - auch wenn er einräumte, bei einer komplizierten Lautbildung kürzlich mit dem Jochbein umgeknickt zu sein. . .

Artikel vom 09.10.2006