09.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

100 Jahre auf dem Dachboden

Hochaltar von 1782 kehrt in die Höxteraner St. Nikolaikirche zurück

Von Michael Robrecht
und Ingo Schmitz (Fotos)
Höxter (WB). Eine Erbschaft hat den historischen Hochaltar der St. Nikolaikirche in Höxter aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Fast 100 Jahre war das barocke Erbe auf dem Dachboden der Dechanei achtlos eingelagert, nun wird das prachtvolle Stück restauriert.

In dieser Woche startet die Kunstschreinerei Adolf Vössing aus Jakobsberg mit dem Aufbau der ersten Teile. Bis zum Advent soll der neun Meter hohe Altar seinen Platz in der katholischen Pfarrkirche wiedererhalten. »Der prachtvolle Hochaltar ist seit 1895 nicht mehr in der Kirche, deshalb können sich viele gar nicht vorstellen, wie er aussieht«, sagt Dechant Andreas Kurte.
Der Hochaltar wurde 1782 vom Tischler Schmitz aus Höxter errichtet. Beim Umbau der Pfarrkirche in der Kaiserzeit 1895 ist er entfernt und eingelagert worden. Auf dem Dechaneiboden lag er achtlos und kam vor 16 Jahren in ein Magazin des Holzrestaurators Vössing nach Jakobsberg. Kurte: »Der Altar ist ein Zeugnis Höxteraner Kirchengeschichte.«
Mit der Rückführung mancher alter Kirchenausstattungsstücke solle das 2. Vatikanische Konzil nicht zurückgeschraubt werden. Allerdings habe das Konzil vor mehr als 40 Jahren die Gemeinden auch nicht aufgefordert, alle alten Ausstattungsstücke aus den Kirchen zu entfernen. »Im Übereifer wurden bereits in den 50er Jahren manche Gotteshäuser bildersturmartig ausgeräumt und zerstört. St. Nikolai blieb davon nicht verschont«, erläutert der Dechant. »Die Altarinsel in der Vierung der Kirche bleibt liturgischer Mittelpunkt des gottesdienstlichen Handelns.«
Kann man das Geld der Erbschaft nicht für wichtigere Dinge nutzen? Dechant Kurte: »Es ist der ausdrückliche Wille des Spenders, dass das Geld für die Wiedererrichtung des Hochaltars verwendet wird. Es kann nicht für soziale oder andere Projekte genutzt werden.«
Das große Kreuz wird wohl seinen Platz im Mittelgang der Kirche im Altarbereich wie früher finden. Hinter dem Altar stehen zwei Taufbecken. »Das ist liturgisch nicht korrekt«, sagt der Dechant. Das neuromanische Taufbecken soll wie 1895 im Turmeingang stehen. Der alte Taufstein bleibt in Altarnähe.
In den 70er Jahren wurde wegen des Autoverkehrs auf der Marktstraße das Hauptportal der Kirche geschlossen. Der Eingang wird nun wieder geöffnet, so dass der Betrachter beim Durchschreiten durch das Portal einen Blick auf den barocken Hochaltar hat.

Artikel vom 09.10.2006