12.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kreuzzug gegen die
Klimakatastrophe

»Unbequeme Wahrheit«


Die Nachrichten von der Klimafront werden immer alarmierender: Die Polkappen reißen, die Meere steigen noch schneller als erwartet, Hurrikans sorgen häufiger und heftiger für Verwüstung als früher. »Es geht jetzt um das Überleben der menschlichen Zivilisation«, meint der frühere amerikanische Vizepräsident Al Gore. Mit dem Dokumentarfilm »Eine unbequeme Wahrheit« trägt er seinen Kreuzzug gegen die Klimakatastrophe jetzt auch ins Kino.
Dass Al Gore das Zeug zum Filmstar habe, würden nicht mal seine überzeugtesten Bewunderer behaupten. Und doch hat der oft etwas hölzern wirkende 58-Jährige einen starken Auftritt als »Hauptdarsteller« unter der Regie von Davis Guggenheim. Gores Glaubwürdigkeit liegt darin, dass er absolut nicht schauspielert: »Eine unbequeme Wahrheit« ist die Kino-Variante einer Dia-Show, mit der Gore seit Jahren durch die Gegend zieht, um möglichst viele Menschen direkt zu erreichen und von der drängenden Notwendigkeit zu überzeugen, »unsere einzige Heimat« jetzt zu retten. »Der Kampf gegen die Erwärmung der Erde ist keine politische Aufgabe«, betont er, »sondern eine moralische«.
Sein bebildertes Referat vor Studiopublikum liefert zwar nicht das Material für einen cineastischen Leckerbissen, ist in seiner didaktischen Wirkung aber sehr effektvoll. Gore präsentiert Natur- und Katastrophenbilder, die Angst machen und aufrütteln. Er erläutert immer neue Tabellen und Kurven, widerlegt Argumente seiner Gegner und beweist Versuche, Daten zu manipulieren. »Die unbequeme Wahrheit« erwacht in jenen Szenen zum Leben, die Gore vom Podium herunterholen und seine persönliche Motivation für diesen Kreuzzug erklären.
Mit seiner Anfang Mai in den USA gegründeten »Allianz für Klimaschutz« will Gore parteienübergreifend das Bewusstsein für die drohende Katastrophe schärfen und politische Maßnahmen rasch auf den Weg bringen. »Wir haben die Lösungen auf der Hand«, drängt der Aktivist. »Das einzige, was fehlt, ist politischer Wille - aber das ist ja auch eine Art nachwachsender Rohstoff.«

Artikel vom 12.10.2006