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Ein Junge lernt, was
Krabbeltierchen wollen

Animationsfilm »Lucas der Ameisenschreck«


Wenn »Lucas der Ameisenschreck« auftaucht, wird es gefährlich - zumindest für kleine Krabbeltierchen. Mit großer Freude überschwemmt der Zehnjährige den Ameisenhaufen, trampelt darauf herum und tötet unzählige Insekten. Der neue Zeichentrickfilm von Warner Brothers zeigt die Welt aus der Ameisen-Perspektive.
Lucas Nickle ist selbst Opfer, das von den anderen Jungs gehänselt und gequält wird. Deswegen lässt er seinen Frust an den Tieren aus, bis ihm diese eine Lektion erteilen und ihn mit Hilfe eines Zaubertranks auf ihre Größe schrumpfen.
Als Familienvergnügen wird der Film angepriesen. Dabei ist er ein auf kindlich getrimmter Actionfilm mit flacher, vorhersehbarer Handlung. Unnötig lange lärmende Kampfszenen, bedrohliche Filmmusik und schnell geschnittene Bilder dürften zartbesaitete Kinder vor Angst unter den Kinosessel jagen. Trotzdem läuft der Film ohne Altersbeschränkung.
Lucas wird trotz seiner großen traurigen Kulleraugen nie recht sympathisch, auch wenn der Film Verständnis für seine Situation wecken will. Seine sorglosen Eltern fahren alleine in Urlaub und lassen ihn mit seiner pubertierenden großen Schwester und der verrückten Großmutter allein. Und dann wird er auch noch von den anderen Jungs verprügelt, woraufhin er sich an den Tieren abreagiert. So verständlich das auf den ersten Blick erscheint, gibt es doch nur wenige Momente, die den Zuschauer mit Lucas mitfühlen lassen.
Selbst die Welt der Ameisen, die als Vorbild an Gemeinschaftssinn und humanistischen Idealen gepriesen werden, wirkt unterkühlt: Eine Masse arbeitsamer, gesichtsloser Wesen, die sich gehorsam ihrer Königin unterwerfen und in religiöser Verehrung die Urmutter der Kolonie anbeten. Am einfühlsamsten ist die Ameisenkinderschwester Hova (gesprochen von Barbara Schöneberger), die als Erste an das Gute in Lucas glaubt.
Mit dem Witz früherer Ameisen- und Insektenfilmen wie »Antz« und »Das große Krabbeln« kann »Lucas der Ameisenschreck« nicht mithalten. Doch zumindest die Computeranimation der mehr als 150 Figuren ist gelungen, ebenso wie die vielen Effekte: Flutwellen, Luftblasen und Rauchschwaden. Auch nette Einfälle gibt es - beispielsweise die Alka-Wurzel gegen Schmerzen und andere Beschwerden, die Zoc entdeckt hat und die sich in einem Wassertropfen sprudelnd auflöst.

Artikel vom 12.10.2006