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Die Phantasie des Betrachters ist gefragt

Ausstellung »Teatrini« in der Galerie Jesse


Bielefeld (uj). Inspiriert von der Wiedereröffnung des Bielefelder Stadttheaters, zeigt die Galerie Jesse unter dem Titel »Teatrini« derzeit eine Sonderausstellung mit Werken von Luciano Civettini, Heike Pillemann, Thomas Junghans und Hans Sieverding.
»Teatrini« (ital.: kleine Theater) sind Erlebnisräume, die zu Begegnungen und Auseinandersetzungen einladen. Künstler ließen sich davon anregen, eigene kleinformatige Theatermodelle zu kreieren, in denen sie dem Betrachter eine szenische Momentaufnahme liefern. »In Italien haben diese Teatrini eine lange Tradition«, weiß Galerist Jürgen Jesse. Um so seltener und damit außergewöhnlicher ist ihre Existenz in deutschen Künstlerkreisen.
Thomas Junghans, ein in Holland lebender Deutscher, hat sich des Themas schon vor vielen Jahren angenommen. Gut ein Dutzend seiner Bronzegüsse entstand vor gut zehn Jahren eher zufällig. »Ich hatte nie vor, Theater darzustellen«, sagt der Künstler, der 1956 in Recklinghausen geboren wurde. Seine Bühnenaufbauten entstanden aus mehreren Versatzstücken, die sich zufällig gut ergänzten. Im Zusammenspiel bilden sie mystisch-stimmungsvolle Einzelbilder, die rudimentäre Hinweise auf die Antike, auf Mythen und eine lange Theatertradition enthalten. Junghans füllt nichts aus, er liefert dem Betrachter lediglich Anstöße, die Szene im Kopf zuende zu denken. »Den Rest muss jeder für sich dazuerfinden«, sagt Jürgen Jesse.
Ebenso verhält es sich mit den Endlos-Zeichnungen von Heike Pillemann. In Fächer-Faltung und aufgestellt in Holzkästen entstehen ineinandergreifende Szenen, in denen es dramatisch zugeht. Doch trotz der szenischen Dichte liefert die Künstlerin keine Vollständigkeit.
Die Ausstellung wird komplettiert durch zwei Theatermodelle von Luciano Civettini, dem Urvater der »Teatrini«. Auch sie laden dazu ein, die Phantasie schweifen zu lassen. Eigentlich themenfern und doch passend fügen sich die dynamischen Bilder von Hans Sieverding ins Ausstellungskonzept ein. »Teatrini« läuft bis zum 19. November und kann dienstags bis freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr besichtigt werden.

Artikel vom 09.10.2006