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Keine Hinweise auf Kurnaz-Folter

Jung bestreitet die Vorwürfe

Berlin (Reuters). Das Verteidigungsministerium hat nach Angaben von Ressortchef Franz Josef Jung keine Anhaltspunkte für die Stichhaltigkeit der Folter-Vorwürfe des Deutschen-Türken Murat Kurnaz.
Franz-Josef Jung: deutsche Soldaten nicht beteiligt.

Der CDU-Politiker sagte der »Bild am Sonntag«, trotz einer umfassenden Untersuchung lägen keine Hinweise auf eine Verwicklung deutscher Soldaten vor. Kurnaz hatte erklärt, er sei nach seiner Überstellung durch die USA in ein afghanisches Gefangenenlager Ende 2001 möglicherweise von deutschen KSK-Soldaten misshandelt worden. Zwei deutsche Soldaten hätten ihn zwei Wochen nach seinem Eintreffen aufgesucht und während des Verhörs an den Haaren gezogen und seinen Kopf auf den Boden geschlagen.
Der in Bremen aufgewachsene Kurnaz war nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Pakistan festgenommen und Anfang 2002 nach Guantanamo gebracht worden. Unter Berufung auf zuverlässige deutsche Geheimdienstquellen berichtete das Blatt weiter, Soldaten der Bundeswehr-Elitetruppe KSK hätten Kontakt zu Kurnaz in Afghanistan gehabt. Befragte Soldaten hätten dies bestätigt, zugleich aber angegeben, Kurnaz nicht misshandelt zu haben. Die KSK-Soldaten seien aus Oman nach Afghanistan eingeflogen worden, um amerikanische und kanadische Truppen im Kampf um Kandahar zu unterstützen.
Im Zusammenhang mit mutmaßlichen US-Geheimgefängnissen in Europa ermittelt die Bundesanwaltschaft wegen des Vorwurfs, die US-Armee habe in diesem Jahr in einem Militärgefängnis in Mannheim drei arabisch sprechende Terrorverdächtige illegal festgehalten und möglicherweise misshandelt. Die Anklagebehörde in Karlsruhe bestätigte einen Online-Bericht des Hamburger Magazins »Stern«. Dort hieß es, der Verdacht beruhe auf Aussagen eines Zeugen, der entsprechende Vorwürfe von einem US-Soldaten namens John Pierce gehört haben will.
Der Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte, man ermittle seit dem 21. September. »Die mögliche Tatsachenfundiertheit dieser Aussage wird derzeit geprüft.«

Artikel vom 09.10.2006