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Schalke kann
Kasse machen

Gazprom soll 18 Millionen Dollar bieten

Von Wolfgang Wotke
Gelsenkirchen (WB). Der russische Energiekonzern Gazprom drängt in den deutschen Sportmarkt. Die Pläne, dass das weltweit größte Erdgasförderunternehmen von 2007 an neuer Hauptsponsor des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 werden soll (exklusiv im WESTFALEN-BLATT vom Freitag), werden immer konkreter.

Verantwortliche des krisengeschüttelten und finanziell angeschlagenen Vereins wollten sich zu dem Bericht noch nicht näher äußern. Schalke kommentiere keine Spekulationen in den Medien, hieß es aus der Zentrale. Es kam aber auch kein Dementi.
In einer Pressemitteilung am frühen Freitagnachmittag kündigte der Traditionsverein allerdings für den kommenden Dienstag eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem russischen Erstligisten Fk Zenit St. Petersburg in Dresden an. Hintergrund: Der so genannte »Petersburger Dialog« wird in diesem Jahr vom 9. bis 11. Oktober in der sächsischen Hauptstadt ausgetragen. Erwartet werden dazu auch der russische Staatspräsident Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Im Rahmen dieser Veranstaltung soll die Partnerschaft zwischen den beiden Vereinen verkündet werden.
Vielleicht werden die Petersburger den Schalkern dann auch schon von ihren Erfahrungen mit Gazprom berichten. Der Gasriese ist größter Geldgeber des russischen Erstliga-Vierten und seit August dieses Jahres auch Hauptanteilseigner des Vereins. Laut »Süddeutscher Zeitung« kaufte Gazprom über eine Tochtergesellschaft kürzlich 75 Prozent des Aktienkapitals von Zenit auf.
Weiteres Indiz, das für die Verbindung mit Gazprom spricht: Die Victoria-Versicherungsgruppe, seit 2001 Trikotsponsor des Vereins, gab am Freitag bekannt, dass sie ein »wichtiger Partner« des FC Schalke 04 bleiben werde. Von einer Verlängerung des im kommenden Sommer auslaufenden Vertrages als Hauptsponsor war allerdings keine Rede. Hier könnten die Russen also einsteigen.
Auch wenn die Schalker eine Stellungnahme zu den hartnäckigen Einstiegs-Gerüchten des milliardenschweren Gasgiganten aus Russland ablehnten, wurden schon Eckdaten des Vertrages bekannt. Danach wollen sich die Russen ihr Engagement bei den Knappen etwa 18 Millionen Dollar pro Jahr kosten lassen.
Diese Summe könnte viele Sorgenfalten in der Schalker Geschäftsstelle glatt bügeln. Jürgen Roth, Experte für Wirtschaftskriminalität, warnt allerdings eindringlich: »Gazprom ist aufgrund seiner finanzieller Möglichkeiten enorm mächtig. Das Unternehmen ist längst dabei, sich in Banken und Volkswirtschaften einzukaufen. Der wachsende Einfluss könnte uns erpressbar machen.«

Artikel vom 07.10.2006