07.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Burgit Hörttrich

Bielefelder
Optik

Leselobby gesucht


Am Montag, 9. Oktober, beginnen wieder die Bielefelder Literaturtage. Hauptsächlich in den Räumen der Zentralbibliothek. Alljährlich kommen zu den Lesungen der Schriftsteller - die meisten von ihnen Prominente - insgesamt zwischen 1000 und 2000 Zuhörer.
Sie sitzen dann in einem Gebäude, das dringend saniert werden müsste. Allein, um den Status quo zu erhalten - also ohne sichtbare Verbesserungen für die Nutzer - würde eine solche Sanierung 3,4 Millionen Euro verschlingen.
Die Stadt ist klamm. Und bislang hat sich noch keine Initiative gegründet, die bereit wäre, der Stadtbibliothek finanziell auf die Sprünge zu helfen. Der Förderverein ist klein, was er realisieren kann ist lobenswert, er ist aber nicht in der Lage, eine grundsätzliche Sanierung des verwinkelten Gebäudes auf den Weg zu bringen. Zumal sich die Bibliothek selbst lieber einen Abriss mit anschließendem Neubau wünschen würde, um eine moderne Einrichtung zu haben, kein Flickwerk.
Das Stadttheater ist saniert. Gut so. Dafür fand sich durch die Gründung einer Stiftung die Möglichkeit, die wahrlich nicht unerheblichen Investitionen zu stemmen. Und die Sahnehäubchen hier und da, die zahlten Sponsoren. Auch für die »kleinen Extras« der Kunsthalle gibt es einen potenten Förderkreis. Ähnlich auch wie für andere Museen.
Nur die Stadtbibliothek führt im Vergleich dazu ein Schattendasein. Dabei wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Wichtigkeit des Lesens beschworen.
Eine Stadtbibliothek ist längst nicht mehr nur ein Ort, wo man sich neues »Lesefutter« besorgt. Sie ist vor allem Treffpunkt, Ort der Information, ein Platz, wo Hausaufgaben erledigt werden, wo man Material zu vielen Fragen des Lebens findet.
Andere Städte haben sich in den letzten Jahren Stadtbibliotheken zugelegt, die so ausgestattet sind, wie es Mitarbeiter und Nutzer eigentlich erwarten dürfen.
Schade, dass es für die Leseförderung in Bielefeld wohl doch nur eine vergleichsweise kleine Lobby gibt...

Artikel vom 07.10.2006