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Fahrlässigkeit unterstellt

Ursache und Wirkung auf den Kopf gestellt


Zu dem Beitrag »Symbolische Geste oder neuer Kurs?«
Papst Benedikt XVI. habe in seinem ersten Amtsjahr den Dialog mit den Muslimen »erheblich schleifen lassen«, wird in einer vom WESTFALEN-BLATT übernommenen dpa-Meldung formuliert und als Beleg dafür darauf verwiesen, dass er am letzten interreligiösen Friedenstreffen der Weltreligionen in Assisi »gar nicht erst« teilgenommen habe.
Mit solchen Formulierungen wird dem Heiligen Vater Fahrlässigkeit in der Behandlung der anderen Religionen unterstellt. Ursache und Wirkung der katholisch-islamischen Spannungen werden auf den Kopf gestellt. Denn es ist doch die Aggressivität der islamistischen Bewegungen rund um den Globus, die zum Spannungszustand von heute, und nicht nur gegenüber der katholischen Kirche, geführt hat.
Und ob die Assisi-Politik des letzten Pontifikates es verdient hat, weitergeführt zu werden, ist eine Frage für sich. Denn so groß der verstorbene Johannes Paul II. auch war, so hat er doch verkannt, wie gefährlich die Treffen in Assisi waren. Denn was hohe Theologie zu unterscheiden weiß, verführt die Masse der schlichten Gemüter zu einem natürlich auch bequemen Synkretismus, der den Anspruch der Wahrheit verwischt und Toleranz mit Indifferentismus verwechselt.
Freilich ist dann das Christentum intellektuell nicht mehr in der Lage, irgendeinen Dialog mit dem seiner selbst sicheren Islam zu bestehen. Diese Einsicht hat Benedikt XVI. offenkundig geleitet, und es bleibt nur zu hoffen, dass er im Gefolge der Krawalle nach seiner Regensburger Vorlesung nicht auf einen anderen Kurs genötigt wird.
BERNHARD MIHM33100 Paderborn

Artikel vom 14.10.2006