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Orgelkonzert
zum Auftakt
der »GlüTaTa«

Geschäfte sind Sonntag geöffnet

Von Ulrich Hohenhoff (Text)
und Markus Poch (Fotos)
Brackwede (WB). Auch wenn Petrus nur zögerlich mitspielte, es war ein Auftakt nach Maß: Bereits am ersten Tag der Glückstalertage (GlüTaTa) tummelten sich einige hundert Menschen auf Brackwedes Einkaufsmeile, der Hauptstraße. Die gute Laune mochte auch der eine oder andere Regenguss nicht vermiesen. Dafür schmeckten Zuckerwatte, Bratwürstchen, Eis, Ochsenschlemmer oder Fischbrötchen einfach zu gut.

Den grandiosen Auftakt lieferte Schneiders Konzertorgel - ein Instrument, das seit mehr als einhundert Jahren und schon seit fünf Generationen in Besitz der Schaustellerfamilie Schneider ist. Das ist der Grund dafür, dass nicht jeder die Orgel bedienen darf. Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz durfte es schon. »Denn ich hab' schließlich das Orgeldiplom.« Also besorgte sich Kienitz eine rot-schwarze Uniformjacke aus dem Fundus des Stadttheaters und nahm pünktlich seinen Dienst auf.
Bald erklangen Stücke wie »Hinter den Kulissen von Paris«, »Wenn ich einmal reich wär, »An einem Sonntag in Avignon«, der »Cadetten-Marsch«, »Liebliche kleine Dingerchen« oder »Ich hab kein Auto, ich hab kein Rittergut«, »Schöner Gigolo« oder der Marsch »El Captain«. Während die Noten geradezu aus den Lautsprechern »sprangen«, sammelten der Bezirksvorsteher und Bärbel Schneider in Spendenbüchsen Geld ein - für den Verein »Pro Brackwede«.
Die Konzertorgel, die sonst eingepackt und wohl behütet im Betrieb der Schneiders in Bielefeld steht, wird zu besonderen Anlässen hervorgeholt. Etwa zum Liborifest in Paderborn, für soziale Zwecke oder ganz spezielle Höhepunkte. Bärbel Schneider: »Die kann und darf nicht jeder bedienen, nur ausgesuchte Leute«.
Die Konzertorgel wurde um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts von der Schaustellerfamilie Fritz Schneider erworben, diente bis 1930 beim Dampfkarussell der Unterhaltung und Freude der Besucher, wurde 1970 restauriert und spielt seitdem wieder. Seit 1990 ist die Konzertorgel im Besitz des Schaustellers Walter Schneider und seiner Söhne.
Bei der offiziellen Eröffnung begrüßte Frank Becker, Vorsitzender der Werbe- und Interessengemeinschaft, Besucher aus Nah und Fern in Brackwedes »guter Stube«, wünschte allen viel Spaß und gute Unterhaltung. »Schauen Sie auch ruhig mal in die Geschäfte, das Wetter ist ja danach«, warb er für den verkaufsoffenen Sonntag.
Bezirksvorsteher Siegfried Kienitz, der das Fest mit einem knappen »Hiermit erkläre ich die 32. Glückstalertage für eröffnet« freigab, warb für das am 21. Oktober stattfindende Benefizkonzert zugunsten der Freibadinitiative. Mit dabei auch das Brackweder Stadtorchester unter seinem Dirigenten Heinz Kazmarek, das in diesem Jahr immerhin 93 Jahre alt wird und gestern Abend für den musikalischen Auftakt im voll besetzten Festzelt auf dem Kirchplatz sorgte. Erstmalig versammelte sich anschließend Brackwedes Prominenz im »Sparrenexpress«, der Party-Stadtbahn.

Artikel vom 07.10.2006