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Kultur-Botschafter der Region

NWD in Spanien - Veranstalter verpflichtet Orchester zum zweiten Mal

Von Hartmut Horstmann
Herford (WB). Die Musiker der Nordwestdeutschen Philharmonie gehen auf Spanien-Tournee. Dass der dortige Klassik-Veranstalter die musikalischen Botschafter der Region nach drei Jahren bereits zum zweiten Mal verpflichtete, wertet NWD-Geschäftsführer Christian Becker als großes Kompliment.

Der Markt in Spanien sei knallhart, sagt der Herforder. Wenn es sich für den privaten Veranstalter nicht rechnen würde, hätte er auf ein zweites vierzehntägiges Engagement verzichtet. Werke von Beethoven, Mozart und Schubert stehen auf dem Programm, gespielt wird in Sälen, in denen bis zu 2500 Menschen Platz finden.
Valencia, Alicante, Zaragoza - »Normalerweise ist ein Orchester unserer Größenordnung nicht in der Lage, auf diesem Parkett zu tanzen«, behauptet Becker. Intendant Andreas Kuntze pflichtet ihm bei. Die Tourneen zeigten, wie gut das Orchester aufgestellt sei. Einen weiteren Gradmesser für die Qualität sieht Kuntze in der Nachfrage der Medien. Jährlich komme es zu mindestens sechs Produktionen mit dem WDR - ebenfalls ein Indiz für die musikalische Vielfalt des Orchesters.
Intendant und Geschäftsführer könnten zufrieden sein, hätte nicht neulich der Herforder Kreistag die Muskeln spielen lassen. Gegen die Stimmen von CDU und FDP sprach sich das Gremium für eine Kündigung des Vertrages mit der NWD zum Ende des kommenden Jahres aus. Auch wenn eine weitere Zusammenarbeit dennoch vorgesehen ist, befürchten Skeptiker eine Signalwirkung auf andere Kommunen, die dem Trägerverein zur Philharmonie angehören.
Mögliche Panik indes wollen Becker und Kuntze nicht aufkommen lassen. Ein einzelner politischer Beschluss könne nicht Anlass sein, die Funktionsweise eines erfolgreichen Orchesters in Frage zu stellen, heißt es. Intendant und Geschäftsführer verlassen sich auf die versprochene Solidarität der Herforder Kreistagsfraktionen. Und: Unabhängig von allen politischen Spielereien haben die NWD-Verantwortlichen von sich aus ein Gutachten in Auftrag gegeben. Ein Experte soll sich mit möglichen neuen Rechtsformen für die Einrichtung befassen, um das Orchester langfristig auf sichere Beine zu stellen. Ende Oktober wird das Gutachten vorgestellt. »Bis dann müssen alle Beteiligten abwarten«, so Becker.
Mit großen Schwierigkeiten rechnen sie nicht - zu groß ist aus ihrer Sicht das Renommee der NWD. Kuntze ist davon überzeugt, dass die positive musikalische Entwicklung unter dem neuen Chefdirigenten Andris Nelsons eine Fortsetzung findet. Es handele sich bei dem 27-Jährigen um einen jungen Mann am Anfang seiner Karriere: »Zur Zeit redet die Musikwelt über ihn. In zehn Jahren wird ihn die ganze Welt kennen.«
Große Worte - sie tragen ihren Teil dazu bei, dass sich die Nordwestdeutsche Philharmonie sorgenfrei auf ihre mittlerweile zweite Spanien-Tournee (15.- 27. Oktober) vorbereiten kann.

Artikel vom 07.10.2006