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Ban Ki Moon folgt Kofi Annan

Südkoreanischer Diplomat wird zum UN-Generalsekretär gewählt

New York (Reuters/dpa). Der südkoreanische Außenminister Ban Ki Moon ist der einzige verbliebene Kandidat für die Nachfolge von UN-Generalsekretär Kofi Annan. Nach den für Ban bereits erfolgreichen Testabstimmungen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen haben die verbliebenen drei Mitbewerber ihre Kandidatur zurückgezogen.

Litauens Präsidentin Vaira Vike-Freiberga und der frühere afghanische Finanzminister Aschraf Ghani erklärten schriftlich, das höchste Amt bei den UN nicht mehr länger anzustreben. In Thailand nahm zudem der ehemalige Vize-Regierungschef Surakiart Sathirathai seine Kandidatur zurück.
Damit gilt als sicher, dass der UN-Sicherheitsrat am Montag Ban offiziell als nächsten Generalsekretär nominieren wird. Die 192 Mitglieder der UN-Vollversammlung werden ihn voraussichtlich Ende des Monats zum Nachfolger Annans wählen, dessen Amtszeit am 31. Dezember endet. Bereits bei einer informellen Abstimmung im UN-Sicherheitsrat hatte Ban am vergangenen Montag 14 Stimmen des 15-köpfigen Gremiums erhalten - und dabei auch die erforderliche Rückendeckung aller fünf Vetomächte. Zudem war er der einzige Kandidat, der keine Gegenstimme bekam.
Ban ist seit Januar 2004 Außenminister Südkoreas. Er gilt als Mann mit ausreichend Erfahrung, um der Rolle als UN-Chefdiplomat gerecht zu werden. Ban, der in Harvard studiert hatte, spricht seinem Ministerium zufolge neben Englisch auch Deutsch, Französisch und Japanisch. Zu den Stationen seiner Karriere gehörten Posten in Neu Delhi, Washington, am UN-Sitz in New York und in Wien.
Ban Ki Moon blickt auf eine jahrzehntelange Diplomatenkarriere zurück. Dabei stellte er immer wieder seine Fähigkeit zum Ausgleich unter Beweis. So versuchte er insbesondere im Streit um das nordkoreanischen Atomprogramm zwischen dem Annäherungskurs seiner Regierung und einer härteren Gangart Washingtons gegenüber dem Regime in Pjöngjang zu vermitteln.
Der als moderat geltende 62-jährige Karrierediplomat ist mit dem System der Vereinten Nationen bestens vertraut.
Während seiner 36 Jahre als Diplomat hatte er auch etwa zehn Jahre direkt mit den UN zu tun. Der im Juni 1944 als Kind von Bauern geborene Ban fing 1975 zunächst als Mitarbeiter bei den Vereinten Nationen an, bevor er Direktor am UN-Hauptsitz in New York wurde. 1998 bis 2000 war er Botschafter seines Landes in Österreich. Vor sechs Jahren wurde Ban, der ein Diplom im Fach Öffentliche Verwaltung der US-Eliteuniversität Harvard hat, stellvertretender Außenminister. Später berief ihn Präsident Roh Moo Hyun zu seinem außenpolitischen Berater. Seit 2004 ist Ban Minister für Außenpolitik und Handel.
Als er im Februar seine Kandidatur für die Nachfolge von Kofi Annan anmeldete, geschah dies mit der Begründung, dass die jahrzehntelange Teilung der koreanischen Halbinsel Südkorea ein einzigartiges Verständnis für komplexe Probleme gebe, mit denen sich die UN auseinander setze. Ban hält sich auch angesichts der raschen wirtschaftlichen Entwicklung seines Landes dafür geeignet, die internen Gräben in den UN zwischen armen und reichen Ländern zu schließen.
Skeptiker in New York meinen, dem Südkoreaner fehle aber die Ausstrahlung seines Vorgängers Annan, der für die Weltorganisation sogar den Friedensnobelpreis holte. Und es gibt Stimmen, die an seiner Fähigkeit zweifeln, wie Annan Rückgrat zu beweisen, das dieser vor dem Irakkrieg und besonders in den letzten Monaten gegenüber Washington demonstrierte. Manche fragen sich, warum Ban wohl unter allen Kandidaten Favorit der Amerikaner wurde.
Sicher ist, dass alle fünf Supermächte einen Asiaten in den Sessel des UN-Generalsekretärs hieven wollten, den ersten seit dem Ausscheiden des Burmesen U Thant 1971.

Artikel vom 07.10.2006