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Deutsche Fechter
im WM-Minus

Joppich verhindert ein Desaster

Turin (dpa). Die deutschen Fechter sind aus der Erfolgsspur geraten. Silber für die Herrenflorett-Mannschaft am Schlusstag der WM war zwar die dritte Medaille. Doch damit verpasste der Deutsche Fechter-Bund (DFeB) das selbstgesteckte Ziel von vier Mal Edelmetall.

Peter Joppich (Koblenz) war nach seinem Gold im Einzel maßgeblich am zweiten Platz des Florett-Teams beteiligt und verhinderte ein deutsches Desaster. Bronze durch die Degendamen war der Pflichterfolg einer Mannschaft, die seit Jahren das Potenzial zu Gold hat.
Joppich ging mit seinen seinen Bonner Trainingskollegen Benjamin Kleibrink und Richard Breutner sowie dem Tauberbischofsheimer Dominik Behr am Samstag im Finale gegen Titelverteidiger Frankreich beim 34:45 die Kraft aus. Zuvor hatte das Quartett Olympiasieger Italien in einer Nervenschlacht 38:37 besiegt. »Im Finale war der Akku leer. Mehr war nicht drin«, sagte Bundestrainer Uli Schreck.
Die Säbeldamen wurden nach einem 15:45 gegen den späteren WM-Dritten Russland Achte. »Klar kann man gegen Russland verlieren, aber nicht so«, sagte Bundestrainer Eero Lehmann. Frankreich, das Titelverteidiger USA 45:42 besiegte, gewann seinen vierten WM-Titel und war damit die erfolgreichste Nation. Südkorea und China werden mit Blick auf die Olympischen Spiele 2008 immer stärker und können sich dabei aus einem großen Reservoir bedienen: Allein in Schanghai gibt es 200 000 Fechter, acht Mal so viel wie in Deutschland.
Beim emotionsgeladenen 38:37 stand Italien kurz vor der Disqualifikation, als Salvatore Sanzo den Obmann schwer beleidigte und ihn nach Zeugenaussagen anspuckte. Doch der Kampf ging nach minutenlangen Beratungen der Obmann-Kommission ohne Sanktionen weiter. Die deutsche Florett-Equipe lag bereits 2:10 zurück, als Kleibrink gegen Simone Vanni seine Klasse bewies und mit 15:14 von der Planche ging.
»Ich habe einfach meine Chance genutzt«, sagte Kleibrink, der mit 20 Treffern den Sieg erst ermöglichte. Einzel-Weltmeister Joppich drehte das Schlussgefecht vom 34:36-Rückstand und zeigte im Sudden Death erneut seine Nervenstärke. »Das war ein Wahnsinnskampf, aber es hat Spaß gemacht«, sagte Joppich.

Artikel vom 09.10.2006