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»Ich muss
keine Träne
vergießen«

Kühler Schumacher


Wie haben Sie die 37. Runde erlebt? Michael Schumacher: So wie alle anderen auch. Der Motor hat nachgelassen und sich letzten Endes in Rauch aufgelöst.

Was ging Ihnen in dem Moment durch den Kopf, als der Motor platzte? Schumacher: Mir war sofort klar, was passierte. Es ist eine kühle Rechnung, die einem durch den Kopf geht: Ausfall, zehn Punkte weg, damit im Prinzip die Meisterschaft entschieden. Natürlich ist man schon enttäuscht.

Es war Ihr 50. Ausfall im 249. Rennen. War es auch der bitterste? Schumacher: Nein, mit Sicherheit nicht. Wir haben die Meisterschaft zum Leben gebracht, die schon entschieden schien.

In den vergangenen Jahren haben Sie immer betont, dass Sie so lange kämpfen, wie eine rechnerische Möglichkeit besteht. Die gibt es nun noch, wenn Fernando Alonso in Brasilien ausfällt oder ohne Punkte bleibt und Sie gewinnen. Schumacher: Ich glaube nicht mehr an die Meisterschaft. Ein Punkt reicht Fernando, und das heißt für ihn spazieren fahren und alles schonen. Davon auszugehen, dass jemand einen Ausfall hat, und darauf einen Gewinn zu planen, ist nicht die Basis, auf die ich aufbauen möchte. Der Funke Hoffnung, der noch bleibt, auf den baue ich nicht. Für uns geht es in Brasilien aber noch um die Konstrukteurs-WM.

Das klingt sehr nüchtern. Wie lange brauchen Sie, um diese Situation zu verdauen? Schumacher: Ich habe das schon verdaut. Ich weiß, dass es danach keine Möglichkeit mehr für mich gibt. Aber wir haben so viel zusammen erreicht. Darauf dürfen wir stolz sein. Es gibt keinen Vorwurf. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn es nicht klappt, geht die Welt nicht unter.

Hat dieser Rennausgang Ihre Liebe zur Formel 1 dennoch vielleicht ein bisschen getrübt? Schumacher: Diese Situation ist ganz einfach Racing. Ich muss keine bittere Träne vergießen.

Artikel vom 09.10.2006