06.10.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Marktkauf in Moskau verkauft

Metro übernimmt Einkaufszentrum - Gewerkschaft kündigt Streiks an

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Der Ausverkauf beim ehemaligen Bielefelder Einzelhandelskonzern AVA, der heutigen Edeka-Tochter Marktkauf, geht weiter. Gestern wurde bekannt, dass nach der Optikersparte Krane nun auch das einst als Pilotprojekt gestartete Einkaufszentrum Marktkauf Rus in Moskau verkauft wurde. Die Gewerkschaft kündigte an, gegen geplanten Stellenabbau bei Marktkauf zu kämpfen.

Neuer Eigentümer ist der Metro-Konzern, der mit der Übernahme des Marktkauf-Marktes in Moskau seine Präsenz in Russland ausbaut. Metro unterhält in der russischen Hauptstadt bereits zwei Real-Märkte. Ein Sprecher des in Hamburg ansässigen Edeka-Konzerns bestätigte den Verkauf gestern. Das Moskauer Einkaufszentrum werde in einen Real-Markt umgewandelt, sagte ein Metro-Sprecher. Zum Kaufpreis wollten die Sprecher keine Angaben machen.
Marktkauf hatte sein Einkaufszentrum (Verkaufsfläche 23500 Quadratmeter) in der russsischen Hauptstadt im Februar 2003 eröffnet. In das Projekt hatte die damalige AVA 40 Millionen Euro investiert. Nach einen erfolgreichen Start sollten weitere Märkte gebaut werden. Dazu war es nach der Übernahme der AVA durch Edeka nicht mehr gekommen. 2005 hatte Marktkauf Rus seinen Umsatz um 22,3 Prozent auf 92,1 Millionen Euro gesteigert. Edeka will sich auf das Inlandsgeschäft konzentrieren und hat die meisten osteuropäischen Niederlassungen bereits verkauft.
Unterdessen kündigte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gestern Abend Widerstand gegen die geplanten Stellenstreichungen bei der angeschlagenen Edeka-Tochter Marktkauf an. Die Gewerkschaftsmitglieder wollten um den Erhalt von mehr als 300 Arbeitsplätzen in der Verwaltung kämpfen, sagte Gewerkschaftssekretär Dirk Nagel. Geplant seien »gezielte Aktionen«. So sollten etwa in der kommenden Woche 1000 Mitarbeiter Zwischenzeugnisse anfordern und so das Personalmanagement lahm legen.
Zuvor war bekannt geworden, dass Marktkauf bis zu 1400 Vollzeitstellen streichen will. Das Handelsunternehmen hatte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 5,6 Milliarden Euro 17,7 Millionen Euro Verlust eingefahren. Auch im ersten Halbjahr 2006 hatte die Marktkauf-Gruppe erhebliche Verluste erwirtschaftet. Das Unternehmen beschäftigt nach Angaben aus dem Aufsichtsrat etwa 26000 Mitarbeiter. Die Zahl der Vollzeitstellen war auf 17000 beziffert worden. Verdi kritisiert, Marktkauf fordere eine tarifliche Gehaltsanhebung zurück und habe den Haustarifvertrag gekündigt. In der Logistik wolle das Unternehmen statt des Haustarifs den schlechteren Logistiktarifvertrag anwenden.
Weiterhin gibt Marktkauf seine »Treuekarte« auf. Derzeit erhalten die Kunden des SB-Warenhauses Briefe, in denen als Termin für die Einstellung des Rabattsystems der 1. Januar 2007 genannt wird. Zu diesem Zeitpunkt werde allen Kunden der Treuetalerbestand ausbezahlt - unabhängig davon, ob der Mindestbestand erreicht wurde. Für 2007 kündigt Marktkauf statt der Treuekarte dauerhafte Preissenkungen an.

Artikel vom 06.10.2006