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Der Rubel soll rollen:
Schalkes Geld-Kreisel

Vertrag mit Gazprom steht kurz vor dem Abschluss

Gelsenkirchen (WB/dpa). Der FC Schalke 04 steht vor dem größten Millionendeal in der Fußball-Bundesliga und lässt den Rubel künftig kräftig rollen. Wie das WESTFALEN-BLATT bereits vor Tagen exklusiv berichtete, soll der russische Energiekonzern »Gazprom« neuer Hauptsponsor des Reviervereins werden und in den kommenden fünf Jahren bis zu 125 Millionen Euro in die Kassen des mit 255 Millionen Euro verschuldeten Clubs spülen.

Es wäre der höchste Sponsorenvertrag im deutschen Liga-Fußball. Bislang kassierte der FC Bayern München pro Saison bis zu 20 Millionen (Deutsche Telekom). Der Verein bestätigte die Meldungen gestern immer noch nicht. Schalke-Trainer Mirko Slomka verriet dem Fernsehsender DSF allerdings: »Das ist ein spannendes Thema für uns. Wenn es nächste Woche zum Abschluss kommt, dann ist das ein sehr guter Vertrag.« Der FC Schalke hat, wie berichtet, für morgen eine Pressekonferenz angekündigt, bei der in Dresden genaue Einzelheiten zu einer neuen Zusammenarbeit zwischen den Gelsenkirchenern und dem russischen Erstligisten Zenit St. Petersburg bekannt gegeben werden sollen.
Diese Kooperation werde während des Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin beim »Petersburger Dialog« der Öffentlichkeit präsentiert, erklärten die Schalker Offiziellen.
Der Konzern Gazprom hält bei Zenit St. Petersburg 75 Prozent der Aktien und arbeitet daran, auf dem sportlichen Sektor mit dem niederländischen Trainer Dick Advocaat die Champions League zu erreichen. Wie es heißt, will der Energiekonzern auch auf dem westeuropäischen Markt Fuß fassen. Zu den 330 000 Mitarbeitern des größten russischen Arbeitgebers gehört bekanntlich auch Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der den Aufsichtsrat der Gazprom-Tochter Nord Stream zum Bau der Ostsee-Pipeline führt.
Die russische Regierung hält an Gazprom die Kontrollmehrheit von 50 Prozent plus eine Aktie. Die E.ON-Tochter Ruhrgas hält als größter ausländischer Aktionär direkt und indirekt einen Anteil von 6,43 Prozent. 2005 hat Gazprom nach eigenen Angaben einen Reingewinn von 5,98 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Für Schalke wäre der Sponsorenvertrag mehr als nur ein warmer Geldregen, sondern ein Super-Deal zur richtigen Zeit. Der Bundesligist muss für Zins und Tilgung des Stadion-Neubaus sowie zur Rückzahlung der Schechter-Anleihe in Höhe von 85 Millionen Euro jährlich 20,8 Millionen Euro zahlen. Zudem hat sich die Mannschaft auf dem sportlichen Sektor in dieser Saison mit dem frühen Ausscheiden im UEFA-Cup um weitere Millionen-Einnahmen gebracht.
Drahtzieher des Geschäftes soll Schalkes Aufsichtsrats-Vorsitzender Clemes Tönnies sein, der über Schröder den Kontakt zu dem russischen Konzern hergestellt hat. Fleischfabrikant Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh) war für eine Stellungnahme auch am Wochenende nicht zu erreichen. Schalke-Präsident Gerd Rehberg sagte lediglich: »Es lohnt sich,,, am Dienstag nach Dresden zu kommen.« Wie es heißt, will die Clubführung nicht, dass Schalke komplett übernommen wird. Die neuen Sponsoren sollen weder Sitz im Vorstand noch im Aufsichtsrat des Clubs erhalten.
Der aktuelle Vertrag zwischen dem Traditionsverein und seinem derzeitigen Haupt- und Trikotsponsor »Victoria« läuft noch bis zum 30. Juni 2007. Der Düsseldorfer Versicherungskonzern soll bislang pro Spielzeit 7,5 Millionen Euro an den UEFA-Pokalsieger von 1997 gezahlt haben.

Artikel vom 09.10.2006