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Acht Angeklagte im nächsten Wettskandal

Fußball: Paderborn verwundert

Frankfurt/Main (dpa/pk). Knapp drei Monate nach dem WM-Ende wird der deutsche Fußball mit der Wirklichkeit eines Wettskandals größeren Ausmaßes konfrontiert. Wegen Manipulation von zehn Fußballspielen hat die Staatsanwaltschaft in Frankfurt/Main Anklage gegen acht Männer im Alter zwischen 21 und 45 Jahren bei der 17. Strafkammer des Landgerichts Frankfurt erhoben.

Wie Staatsanwältin Silke Hüttig gestern bekannt gab, wird den Angeklagten die »Verabredung zu gewerbsmäßigem und bandenmäßigem Betrug« im Zeitraum von Sommer 2005 bis zum 6. März 2006 vorgeworfen. Die Beschuldigten, von denen zwei des versuchten und vollendeten Betrugs bezichtigt werden, sollen Spiele der 2. Fußball-Bundesliga, der beiden Regionalligen Nord und Süd sowie der österreichischen 1. Bundesliga manipuliert haben.
Der Kopf der Bande soll ein 45 Jahre alter Asiate sein, der namentlich noch nicht bekannt ist. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll erneut auch ein Spiel des Zweitligisten SC Paderborn 07 betroffen gewesen sein. Einer der Mitangeklagten, ein 43 Jahre alter Serbe, ehemals Spieler und Trainer, will vor dem Spiel der Domstädter am 24. Februar 2006 in Fürth Marc Gouiffe à Goufan angesprochen haben. Gegen eine Geldzahlung sollte dieser für eine Niederlage sorgen, außerdem sollte es bis zur Halbzeit torlos bleibt. Gleichzeitig platzierte er mit einem 45 Jahre Asiaten eine Wette über 7000 Euro, die jedoch erfolglos blieb. Das Spiel endete 1:1.
Beim mitbeschuldigten und in den vorangegangenen Skandal um Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelten Zweitligisten SC Paderborn 07 löste die Nachricht aus Frankfurt Verwunderung aus. Geschäftsführer Michael Born bestätigte, dass es sich bei dem angeblich angesprochenen Spieler um Gouiffe à Goufan handelt.
»Marc ist in meiner Anwesenheit im Hotel Ibis in Paderborn von der Staatsanwaltschaft Frankfurt verhört worden und hat glaubhaft versichert, dass er nichts damit zu tun habe und sich nicht erklären könne, warum er von einem der Angeklagten genannt worden sei. Seitdem haben wir von der Angelegenheit nichts mehr gehört«, sagte Born gestern.
Die Staatsanwaltschaft geht von Wettumsätzen in Höhe von zwei- bis dreistelligen Euro-Millionenbeträgen aus. »Bei diesen Beträgen kann man schon von einer gewissen Professionalität ausgehen. Aber das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt«, meinte Hüttig. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass weitere Personen im asiatischen Raum tätig seien.
Zu den Angeklagten in zehn ermittelten Fällen zählen auch zwei afrikanische Spieler von RW Erfurt, ein Portugiese der SpVgg Bayreuth sowie ein 26-Jähriger mit deutscher und polnischer Staatsangehörigkeit. Dieser wird als »rechte Hand« des 45-jährigen Asiaten der Beihilfe zu den Taten der anderen Angeklagten bezichtigt. Der mit mehreren Pässen ausgestattete Asiate und der »Ali« genannte Libanese sitzen seit dem 7. März in U-Haft, von der der Serbe seit dem 29. Mai und der Deutsch-Pole seit dem 8. September verschont sind.

Artikel vom 06.10.2006