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KommentarSuche nach General Mladic

Belgrads Katz- und Maus-Spiel


Das sind doch klare Worte der serbischen Vize-Regierungschefin. In Belgrad hat niemand ein Interesse daran, den vom UN-Tribunal in Den Haag als Kriegsverbrecher gesuchten bosnisch-serbischen General Ratko Mladic auszuliefern - angesichts der bevorstehenden Parlamentswahlen will es sich niemand mit der Bevölkerung verderben.
Ebenso deutlich sollte jetzt endlich auch die Europäische Union handeln und die im Mai ausgesetzten Verhandlungen über eine Annäherung Belgrads an Brüssel für beendet erklären. Es ist nicht länger hinzunehmen, dass die Europäer bei dem von Serbien inzenierten Katz- und Maus-Spiel weiter mitmachen. Der »Aktionsplan« zur Ergreifung des Generals, den die serbische Regierung vor einigen Monaten mit der EU verabredet hat, ist doch die reinste Farce. Trotz aller gegenseitigen Beteuerungen fehlt in Belgrad der politische Wille, Mladic, dem Massaker mit mehr als 10 000 Toten vorgeworfen werden, dingfest zu machen.
Auch die Heuchelei von Ministerpräsident Vojislav Kostunica ist kaum noch zu ertragen, der zuletzt Anfang der Woche Carla Del Ponte, der Anklägerin des UN-Tribunals, in Belgrad versichert hat, die Wahlen würden nicht von der Suche nach dem General abhalten, man müsse nur Geduld und Vertrauen haben.
Das nennt man dreist - es hätte nur noch gefehlt, dass Mladic im Nebenzimmer saß und sich ins Fäustchen gelacht hätte. Dirk Schröder

Artikel vom 07.10.2006