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Schon wieder eine Gewalttat auf offener Straße

Gehbehinderte Frau (79) überfallen und sechs Euro erbeutet - Polizei: Bislang kein Anstieg der Taten


Von Jens Heinze
Bielefeld (WB). Die Welle der Gewalt auf Bielefelds Straßen reißt nicht ab. Nach der Raubserie vom vergangenen Wochenende (das WESTFALEN-BLATT berichtete) meldet die Polizei schon wieder einen Überfall. Am vergangenen Montag gegen 19 Uhr wurde eine 79-jährige gehbehinderte Frau auf der Ludwig-Beck-Straße in der Innenstadt Opfer von zwei Kriminellen. Beute in diesem Fall: ein Portemonnaie mit etwa sechs Euro Inhalt sowie eine Monatskarte für Bus und Bahn und ein Haustürschlüssel.
Die am Rollator gehende Seniorin war auf dem Weg zu ihrer Wohnung, als sie bemerkte, wie zwei Männer sie auf einem Mofa verfolgten, berichtete Polizeisprecherin Katharina Preuß. Einer der Männer sei vom Zweirad abgestiegen und habe sich bei der 79-Jährigen nach einer Wegbeschreibung erkundigt. Danach habe sich der Unbekannte zunächst entfernt, sei dann aber plötzlich zur Rentnerin zurückgekehrt und habe der wehrlosen Frau die schwarze Plastikeinkaufstasche von der Gehhilfe gerissen. Katharina Preuß: »Der Mann flüchtete bis zum Ende der Straße und sprang dort auf das wartende Mofa seines Komplizen auf. Die beiden fuhren dann in Richtung Kurt-Schumacher-Straße davon.« Die Fahndung der Ordnungshüter nach dem kriminellen Duo verlief erfolglos.
Trotz dieser Welle der Gewalt auf offener Straße - allein für die Zeit vom vergangenen Samstag bis zum Montag meldete die Polizei sechs Taten - wies Polizeisprecher Martin Schultz gestern Befürchtungen zurück, die Straßenkriminalität in Deutschlands sicherster Großstadt sei mit Beginn der dunklen Jahreszeit explodiert. Seinen Angaben zufolge haben sich in diesem Jahr bislang 76 Überfälle auf Wegen und Plätzen ereignet (Vergleichszeitraum 2005: 75 Taten). Den 13 Fällen von Handtaschenraub in diesem Jahr stünden 17 Fälle aus dem Jahr 2005 gegenüber. »Für die plötzliche Häufung von Straßenraubtaten gibt es keine Erklärung. Vielleicht war vergangenes Wochenende eine Bande in der Stadt unterwegs, die mit wechselnder Täterbeteiligung an wechselnden Tatorten auf Beutezüge gegangen ist.«
Allerdings haben Straßenraubopfer nur geringe Chancen, dass die Täter gefasst werden. Von den insgesamt 128 Überfällen des vergangenen Jahres sind nur 58 aufgeklärt worden (Aufklärungsquote: 45,3 Prozent). Dafür weiß die Polizei meistens, wer als Täter in Frage kommt: Von 65 ermittelten Verdächtigen (darunter 15 Ausländer) waren im Jahr 2005 48 Personen (74 Prozent) jünger als 21 Jahre.

Artikel vom 05.10.2006