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Buchhandel will
Google trotzen

Promis erobern Frankfurter Messe

Frankfurt/Main (dpa). Die Herausforderung der Buchbranche durch das Internet sowie Prominente-Auftritte und Lesungen indischer Autoren: Ein weites Spektrum von Themen hat gestern den ersten Tag der 58. Buchmesse bestimmt.
Indische Geschichtenerzählerin auf Buchmesse.

Bereits kurz nach Öffnung der Tore drängten sich am frühen Vormittag Tausende von Menschen in den Hallen. Bis Sonntag werden auf der weltgrößten Bücherschau fast 300 000 Besucher erwartet, darunter etwa 180 000 Fachbesucher. Auf der Messe präsentieren sich 7272 Aussteller aus 113 Ländern - mehr als je zuvor. Gastland ist dieses Jahr Indien.
Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels stellte eine neue Plattform vor, mit dem die Branche künftig möglichst viele Titel elektronisch erfassen will. Verlage und Autoren sollen bestimmen, was sie über das Internet an den Leser kostenlos abgeben oder verkaufen. Die »Volltextsuche Online« genannte Initiative soll Anfang kommenden Jahres an den Start gehen. Der Börsenverein will damit auch dem Suchmaschinenbetreiber Google Paroli bieten, der derzeit weltweit dabei ist, Teile von Büchern digital zu erfassen.
Der Börsenverein forderte zugleich Rechtsschutz gegen Internet-Piraterie. Er kritisierte, das Bundesjustizministerium habe eine EU-Richtlinie »verwässert«. Die Richtlinie wolle die Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen erleichtern. Internet-Providern solle es danach erlaubt sein, Verlagen Auskunft über die Menschen zu geben, die in Internet-Tauschbörsen illegal Bücher und Hörbücher anbieten.
Vor einer fortschreitenden Verlagerung der Buchherstellung nach Fernost warnte der Bundesverband Druck und Medien (BVDM) auf der weltgrößten Bücherschau. Die EU müsse sich dafür einsetzen, die Buchproduktion an die Einhaltung von Menschenwürde und Recht zu binden. »Mit Kinderarbeit und Hungerlöhnen kann und will hier kein Buchproduzent konkurrieren«, kritisierte BVDM-Hauptgeschäftsführer Thomas Mayer.
Das elektronische Publizieren ist einer der großen Schwerpunkte der Messe. »Crossmedia« liegt im Trend: Zum ersten Mal berichten Webblogger über die Messe. Die elektronischen Buchmessen-Beobachter sind unterwegs, um ihre Eindrücke online zu »posten«.
Neben namhaften Autoren aus aller Welt fanden sich am ersten Messetag auch zahlreiche Prominente aus Fernsehen, Sport und Politik in den Gängen der 13 Hallenebenen. Darunter waren TV-Moderator Johannes B. Kerner, Boxweltmeister Henry Maske, die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth und »Tagesthemen«-Moderator Tom Buhrow.

Artikel vom 05.10.2006