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Spannende Geschichte
der Ordnungshüter

Ausstellung »60 Jahre Bielefelder Polizei«


Bielefeld (WB/mzh). Kreative Beamte verschoben den Unfallort schon mal um zehn Meter - auf die andere Seite der Reviergrenze. Denn dann durften sich die lieben Kollegen mit dem Papierkram herumärgern. Romantisch verklärt haben sich die Zeiten, von denen jetzt eine Ausstellung im Polizeipräsidium kündet.
Bis zur Gebietsreform 1973 war die Stadt Bielefeld polizeidienstlich streng vom umgebenden Landkreis geschieden. Einbruch in Jöllenbeck? Sache des Landkreises! »Und so rasten dann die Brackweder Kollegen im VW Käfer quer durch die Stadt, während zwei Uniformierte vielleicht in Sichtweite des Tatorts Däumchen drehten«, erzählt schmunzelnd Bernd Behrends, Polizeihauptkommissar a.D., der einen erklecklichen Teil der Exponate sammelte.
»60 Jahre Bielefelder Polizei« in Wort und Bild: Den Löwenanteil der Arbeit bei Suche, Auswahl und Präsentation leistete Hauptkommissar Bernd Holterhus, dem Polizeipräsident Erwin Südfeld für engagierte Recherche und gelungene Inszenierung der Schau dankte. Bis zum 30. November, werktags von 8.30 bis 16 Uhr, können die Besucher in den Alltag der Uniformierten eintauchen. Holterhus hat Fotos von alten Polizeiwachen gefunden, zeigt die Fahrradstaffel und Polizisten bei der Trümmerbeseitigung - die kommunale Behörde, die erst 1953 staatliche Institution wurde, war in den Wiederaufbau eingebunden.
»Leider bin ich Ihrer Sprache nicht mächtig«, stand auf einem Zettel, den kurz nach Kriegsende der Schutzpolizist dem Ausländer unter die Nase hielt, der gebührenpflichtig verwarnt werden sollte. Englisch musste der Übeltäter schon können . . . Urtümliche Tschakos (die Frühform von Helm und Mütze), Holzknüppel und Signalpfeife sind in den Vitrinen zu sehen. Und Material zur Fahndung nach den RAF-Terroristen - mit Angaben zur Person, die heutigen Lesern/Betrachtern das Wasser in die Augen treiben.
Wer Bielefelds Polizei seit 1945 kennenlernen möchte, darf die Schau nicht verpassen. »Denn ob das Material jemals in Buchform erscheinen kann, steht in den Sternen«, sagen Holterhus und Behrends. Schade: »Was die Kollegen damals geleistet haben, verdient höchsten Respekt«, sagte Polizeipräsident Südfeld in Würdigung der Männer der ersten (demokratischen) Stunde.

Artikel vom 05.10.2006