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Regierung warnt EADS vor Job-Abbau in Deutschland

Airbus-Krise um den A380 verschärft - Glos trifft Unternehmensführung

Hamburg (dpa/Reuters). Die tiefe Krise beim europäischen Flugzeughersteller Airbus durch die Produktionsprobleme beim A380 alarmiert die Bundesregierung. Sie warnte den Airbus-Mutterkonzern EADS davor, mit dem Sparprogramm und dem Abbau von Arbeitsplätzen Produktionskapazitäten aus Deutschland zu verlagern.
Das Kabinett brachte sogar einen Einstieg der staatlichen KfW Bankengruppe ins Gespräch. Regierungssprecher Ulrich Wilhelm nannte dies zumindest eine »theoretische Möglichkeit«, die nicht aktuell verfolgt werde.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CDU) verlangte eine ausgewogene Lösung. Heute will er sich in Berlin von Airbus-Chef Christian Streiff über die im »Einzelnen notwendigen Schritte informieren lassen«. EADS hatte am Dienstagabend eine weitere Verzögerung der Auslieferungen beim weltgrößten Passagierflugzeug A380 im Schnitt um ein weiteres Jahr und zusätzliche Milliardenbelastungen angekündigt.
Auch der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) will sich mit der EADS-Führung treffen. Weitere Spitzenpolitiker warnten vor einer Verlagerung der A380-Produktion insbesondere von Hamburg nach Toulouse und drohten die Rückforderung staatlicher Hilfen an. Große Airlines, darunter die Lufthansa, reagierten verärgert oder überrascht auf die erneuten Lieferverzögerungen beim A380. Airbus-Rivale Boeing profitiert derweilen von ersten Ausweichbestellungen.
Bis 2010 rechnet EADS wegen der A380-Verzögerung nun mit Ertragsminderungen von 4,8 Milliarden Euro. Das sind 2,8 Milliarden Euro mehr als noch im Juli angenommen. Dabei sind noch nicht die bekannten Milliardenbelastungen berücksichtigt, die sich aus der kompletten Neuentwicklung des Langstreckenflugzeugs A350 ergeben. Der Airbus-Mutterkonzern hatte am Dienstag wegen der Ertragsbelastungen ein Sparprogramm mit Arbeitsplatzabbau angekündigt. Wie und in welchem Umfang die einzelnen Werke betroffen sein werden, ist noch offen.
Die Gewerkschaft IG Metall Küste und die Betriebsräte forderten die Offenlegung aller Planungen. »Um die gesamte Situation von Airbus und der EADS bewerten zu können, müssen alle Planungen und Analysen auf den Tisch«, forderten die Arbeitnehmervertreter. Neben dem Erhalt der Arbeitsplätze verlangen sie, dass die Arbeitsaufteilung der Standorte erhalten bleibt. Alle deutschen Airbus-Betriebsräte und IG Metall-Vertreter sowie weitere Werksvertreter wollen morgen zu Beratungen in Hamburg zusammenkommen.
Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) warnte EADS davor, Produktionskapazitäten aus Deutschland zu verlagern. Die Umstrukturierung dürfte nicht auf Kosten der Arbeitsplätze in Deutschland gehen, sagte Steinbrück. Eine Verlegung könnte die deutsche Politik nicht widerstandslos hinnehmen, meinte der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Laurenz Meyer. Glos erwartet hingegen, »dass unvermeidliche Schritte zur Effizienzsteigerung und Kostensenkung für alle Standorte ausgewogen erfolgen und gegebenenfalls Lasten fair verteilt werden«.
Seite 4: Leitartikel

Artikel vom 05.10.2006