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In Bielefelder Wohnung
jede Menge Pässe gefälscht

Bosnier (50) heute vor Landgericht Paderborn angeklagt

Bielefeld (gge). Ein 50-jähriger Bosnier hat von Bielefeld aus jede Menge illegal in Deutschland lebende Ausländer mit gefälschten Pässen versorgt. Von heute an muss er sich vor dem Paderborner Landgericht verantworten.

Prozesse in Stuttgart und Bielefeld folgen. Zurzeit sitzt Irhard S. im einst für die Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF) gebauten Gefängnis von Stuttgart-Stammheim ein und wartet auf seinen Prozess. »Auf dem Langen Kampe« war die Fälscherwerkstatt des Mannes, der bereits seit 15 Jahren kriminell aktiv sein soll. Die Polizei kam ihm durch einen Zufall auf die Schliche.
Bei einer Verkehrskontrolle monierten die Beamten den ungültigen griechischen Pass seines Beifahrers und stutzten angesichts einer ganzen Modebrillen-Kollektion im Auto. Bei der Durchsuchung der Fahrer-Wohnung staunten die Beamten erst recht, als sie im Schlafzimmer und auf dem Dachboden Ein- und Ausreisestempel verschiedenster Länder, deutsche Blankoführerscheine, Stempel für Siegel der Stadt Bielefeld sowie zwei Pistolen der Marke »Zastava« inklusive Schalldämpfer entdeckten.
In der modernen Fälscherwerkstatt wurden vermutlich Pässe, Visa und andere Aufenthaltserlaubnisse nicht nur für Landsleute aus Bosnien-Herzegowina, sondern auch für Albaner, Slowenen, Thailänder sowie russische und ukrainische Prostituierte hergestellt. Zum Stückpreis von rund 4000 Euro. 28 Urkundenfälschungen glauben die Staatsanwaltschaften Irhard S. nachweisen zu können.
»Mein Mandant sagt, er sei unschuldig«, erklärte Verteidiger Detlev Binder aus Bielefeld gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Die Anklage basiert auf schwerem Bandendiebstahl. Irhard S. soll mit anderen auch im Schwäbischen und im Kreis Soest sowie in Lipsptadt mehr als ein Dutzend Einbrüche verübt und dabei nicht nur Schmuck und Pelzmäntel, sondern auch ein Ultraschallgerät und eine 200 Jahre alte Geige erbeutet haben.

Artikel vom 05.10.2006