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Queller Zeitzeugen aus
den 50er Jahren gesucht

Gemeinde würdigt den Geburtstag der Johanneskirche

Von Markus Poch
Quelle (WB). Wenn Pastor Matthias Dreier in diesen Tagen vom »Geburtstagskind« spricht, dann meint er ein ganz spezielles: die Johanneskirche. Sie wird am 16. Dezember 50 Jahre alt. Für einen öffentlichen Themen- und Diskussionsabend am 6. November sucht die Kirchengemeinde jetzt Queller Zeitzeugen.

Wie kamen Gotteshaus und Kirchengemeinde zu ihrem Namen? Wie erklärt sich der konische Aufbau des Kirchenschiffs? Welche Rolle spielen Anordnung und Anzahl der Fenster? - »All diese und viele andere Fragen möchten wir in hoffentlich großer Runde am besagten Abend um 20 Uhr im Johannes-Gemeindehaus besprechen«, sagt Matthias Dreier. Auf Basis alter Dokumente will er einleitend einen kurzen Vortrag zur Entstehungsgeschichte halten, ehe möglichst viele Zeitzeugen aus den 50er Jahren zu Wort kommen sollen. Dreier, sein Amtskollege Carsten Ledwa und die amtierenden Presbyter suchen aktuell Männer oder Frauen, die von Bau und Einweihung der Kirche berichten können. Vielleicht finden sich Personen, die in die Bauarbeiten eingebunden waren. Wer sich angesprochen fühlt und die Kirchenchronik mit seinen Aussagen bereichern möchte, sollte sich telefonisch an das Gemeindebüro in der Georgstraße (Tel. 0521/45 15 70) wenden oder direkt an Pastor Dreier (0521/45 12 51).
Drei Queller Bürger sind seinem Aufruf während Seniorenfeier und Erntedankfest bereits gefolgt. »Und mit etwas Glück kommt sogar jemand aus der Familie des inzwischen verstorbenen Architekten Günther Schmidt«, erklärt der Pastor. Er hatte kürzlich Kontakt zu dessen Nachkommen und lud sie gleich zum geplanten Gesprächsabend ein.
Der Bau der ersten Queller Kirche erregte 1955/56 großes Aufsehen in der damaligen evangelischen Kirchengemeinde Brackwede-West (heute: Johannes-Kirchengemeinde) und weit darüber hinaus. Denn dass sich der Bielefelder Diplom-Ingenieur Günther Schmidt in der Ausschreibung durchsetzen konnte, hatten viele Beteiligte nicht erwartet. Schmidts Entwurf galt als modern aber eigenwillig, weil er gestalterisches Neuland betrat. Sowohl die räumliche Trennung des Turmes vom Kirchenschiff als auch die Verjüngung des Schiffes in Richtung Altar waren seinerzeit sehr unüblich. Trotzdem stimmte ein Sachverständigen-Gremium den Plänen zu und bescheinigte Schmidt damit Mut zu einem neuen Baustil. »Wie ein Finger Gottes ragt der spitze Turm auf«, schrieb das WESTFALEN-BLATT am 17. Dezember 1956 zur Einweihung der Kirche am Vortag. Der moderne Queller Kirchenneubau passte sich, so hieß es weiter, harmonisch in die Landschaft ein, sei die Krönung des kirchlichen Lebens in Quelle.
»Ich fühle mich als Teil der Kirchengeschichte und kann mir meinen Beruf ohne diesen geistlichen Ort nicht vorstellen«, sagt Pfarrer Matthias Dreier, der seit 1995 im Amt ist. »Das Jubiläum bedeutet mir sehr viel.« Er verspricht »eine Überraschung für das Geburtstagskind« am Abend des 16. Dezembers um 18 Uhr, eingebunden in den Weihnachtsmarkt. Beiträge zu den Feierlichkeiten liefern außerdem der Queller Männerchor mit einem Adventskonzert am 10. Dezember sowie die Malgruppen unter Elken Dreier. Sie wollen ihre abstrakten Motive zum Thema bereits Ende Oktober in Kirche oder Gemeindehaus ausstellen. Anschließend sind dort historische Fotos und Berichte zu sehen.

Artikel vom 06.10.2006