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Humor ist, wenn die Vorurteile purzeln

Kabarett-Aufsteiger Fatih ‚evikkollu bei Ingo Oschmann

Von Uta Jostwerner
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). »Sag' mal, lieber Ingo, wie läuft das denn hier gleich?« Knapp eine Stunde, bevor Fatih ‚evikkollu in Ingo Oschmanns »Figaro Comedy Show« eine Kostprobe seines ersten Soloprogramms »Fatihland« abgeben wird, checkt der Kabarett-Newcomer des Jahres die Lage im Restaurant Glückundseligkeit.

Keine Spur von hecktischer Nervosität. Obgleich Ingo selbst nicht so ganz im Bilde ist, wie die Show in den neuen Räumlichkeiten über die Bühne gehen wird, lassen sich die beiden Künstler nicht aus der Ruhe bringen. Fatih ‚evikkollu, bekannt als Murat aus »Alles Atze!« und frisch gekürter »Prix Pantheon«-Gewinner, sowieso nicht.
Vier Stunden Autofahrt von Berlin, wo er im Kabarett-Theater »Die Wühlmäuse« aufgetreten ist, nach Bielefeld liegen hinter ihm. Jetzt knurrt der Magen und die Presse wartet auf ein Interview. Kein Problem für den 34-Jährigen. Während er genüsslich seine Suppe auslöffelt, beantwortet er die Fragen der Journalisten mit einer freundlichen Ernsthaftigkeit, die imponiert.
Als in Deutschland geborener Türke kann er ein Wörtchen mitreden, wenn es um Vorurteile geht, die beide Parteien pflegen. In »Fatihland« will er klarmachen, »dass wir in einer neuen Gesellschaft angekommen sind.« Kabarett stellt für den an der Hochschule Ernst Busch ausgebildeten Schauspieler (Ensemblemitglied im Schauspielhaus Düsseldorf von 2002 bis 2004) eine Möglichkeit dar, den Brückenschlag zwischen den Völkern und Kulturen zu wagen. »Nachdem eine Integrationspolitik nie stattgefunden hat«, sagt Fatih ‚evikkollu in einem gepflegten und akzentfreien Deutsch, von dem mancher Muttersprachler nur so träumen könnte.
Der Weg zur Verständigung führt für den Kabarettisten über Empathie und Humor. »Distanz, Demütigung und Schadenfreude sind der falsche Weg«, sagt er, der durchaus den Finger in die Wunde legt. »Nur am Ende müssen alle wieder Freunde sein«, unterstreicht »Murat«, der oft unterschätzt wird. Mit dem »lustigen Türken«, der in gebrochenem Deutsch derzeit die Show-Bühnen erorbert, hat Fatih ‚evikkollu wenig gemein. Vielmehr setzt er auf hintergründige Unterhaltung. Und davon gibt's am 18. Oktober im Ringlokschuppen die volle Dröhnung. Karten unter Telefon 01805/89 55 89.

Artikel vom 03.10.2006