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Wer hat es denn so weit kommen lassen?

Mozart-Oper aus Rücksicht auf Muslime abgesetzt - auch gläubige Christen haben Gefühle


Leserbrief zum Artikel: »Angst vor islamistischer Gewalt - Deutsche Oper streicht Mozart«:
Erst der Streit um die Karikaturen, dann der Wirbel um das umstrittene Zitat des Papstes, jetzt die Absetzung der Oper - wir sind also so weit, dass man sich als Deutscher in Deutschland sehr wohl überlegen muss, was man über den Islam sagt bzw. auch nur zitiert, was andere gesagt haben.
Wer aber hat es denn so weit kommen lassen? Ich wage zu behaupten, dass wir selbst schuld daran sind, wir als so genanntes christliches Deutschland, wo sich die Verkündigung und das Ausleben des Evangeliums (wenn überhaupt) zum Großteil nur noch im sonntäglichen Gottesdienst oder zu speziell reservierten Anlässen (am liebsten Großveranstaltungen mit Eventcharakter) abspielen.
Jesus im Alltag, das Evangelium als Lebensgrundlage, die Lehre von Jesus Christus als Orientierung für tägliches Leben, Handeln, Denken und Fühlen? Diese Vorstellung scheint den meisten unattraktiv. Kein Wunder, fehlt es doch an allen Ecken und Enden an Vorbildern (auch unseren ausländischen Mitbürgern gegenüber).
Selbst die, denen es von Berufs wegen (von Berufung mag ich gar nicht reden) ein Anliegen sein sollte, sich nach Christi Lehre zu richten, Pastoren sogar, halten es nicht für nötig, einen entsprechenden Lebenswandel zu führen. Da lässt man sich eben scheiden, wenn Differenzen auftreten, aus »Zeitmangel« heiratet man den Lebenspartner erst nach Jahren (Zeit zum Kinderkriegen war allerdings genug), katholische Geistliche werden nach Bekanntwerden homosexuellen (oder auch anderen) Treibens nur versetzt usw.
Sünde ist ein antiquiertes Wort, das bestenfalls noch für die Werbung taucht, von Bereuen und Buße mal ganz zu schweigen.
Eine Mozart-Oper wird also abgesetzt, um Rücksicht auf die Gefühle der Muslime zu nehmen, und der Chef des Islamrats, Ali Kizilkaya, begrüßt dies, hätte sich aber gewünscht, dass das Werk aus »Sensibilitätsgründen« erst gar nicht aufgeführt worden wäre.
Hierin stimme ich mit ihm überein, denn auch ich als gläubiger Christ habe Gefühle und finde es absolut geschmacklos, wenn der abgetrennte Kopf meines Herrn Jesus Christus aus Gründen der Kunstfreiheit auf der Theaterbühne präsentiert wird.
Und gerade die Herren und Damen Politiker, insbesondere die der Parteien mit dem »C« im Namen (stand das nicht mal für »Christlich«?), sollten sich mit Vorwürfen wie Feigheit besser zurückhalten. Denn seit Jahren findet ein zunehmender Ausverkauf unserer christlichen Werte zugunsten einer immer weiter um sich greifenden Säkularisierung in allen Bereichen statt, während den Andersgläubigen immer mehr Zugeständnisse gemacht werden, damit sie sich in einem (bloß nicht zu christlichen) Deutschland auch wohlfühlen und ja nicht auf die Idee kommen könnten, dass das Evangelium (die rettende Botschaft) schließlich auch ihnen gilt.
CHRISTINA ELSNER33803 Steinhagen

Artikel vom 18.10.2006