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Blick hinauf zur runden »Himmelerde«

Tanztheater Bielefeld nimmt Film für Museum auf

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Zwischen Himmel und Erde« - so heißt die Ausstellung über »Evangelische Kirche und Moderne in Bielefeld«, die am Sonntag, 15. Oktober, um 11.30 Uhr im Historischen Museum eröffnet wird.

»Himmelerde« - so heißt der Film des Tanztheaters Bielefeld, der an diesem Tag seine Uraufführung erlebt und dann in einer Endlosschleife bis zum Ende der Ausstellung zu sehen ist - kreisförmig, mit zwei Metern Durchmesser, unter der Decke. Museumsleiterin Dr. Cornelia Foerster wollte nicht nur Exponaten wie Kelchen und Hostienschalen, Bibeln, Spendendosen oder Fotografien - Irdischem eben - Platz einräumen, sondern auch Jenseitiges sichtbar machen. Gregor Zöllig, Chef-Choreograf des Tanztheaters, war gleich angetan von der Idee: »Es ist allein schon ein spannendes Projekt, weil es mit der Stadt zu tun hat, wir als Tanztheater wollen uns in Bielefeld verankern.« Grundideen seien zum einen die Deckenprojektion gewesen, zum anderen eine Choreografie zu Posaunenmusik, die im Kirchenkreis seit der Erweckungsbewegung ihren festen Platz hat. Gregor Zöllig ist zudem überzeugt: »Jeder Menschen stellt sich etwas unter dem Jenseits vor - unabhängig von dem, was die Kirchen dazu sagen.« Er habe sich daran erinnert, was seine Großmutter immer gesagt habe, nämlich, dass es darauf ankomme, dass man glaube, nicht was man glaube.
Der Drei-Minuten-Film, der zehn Tage Arbeit gekostet habe, setze sich mit den vier Elementen auseinander. Zöllig: »Je nach Blickwinkel kann das, was zu sehen ist, das Fegefeuer sein, der Garten Eden oder Eintauchen in eine andere Materie - alles Ansichtssache.« Für alle Realisten: Gedreht wurde im Bürgerpark und im Aquawede. Gregor Zöllig und Thorsten Alich filmten, Claudia Braubach und Polina Ogryzkova tanzten. Inspiration sei auch ein Gedicht von Kurt Rose gewesen, so der Choreograf: »Dass Erde und Himmel dir Blühen/ dass Freude sei größer als Mühen/ dass Zeit auch für Wunder dir bleib/ und Frieden für Seele und Leib!« Gespannt ist Gregor Zöllig, ob die Museumsbesucher sich »Himmelerde« auch so anschauen, wie von den Ausstellungsmachern gewünscht: liegend, den Blick nach oben gerichtet.

Artikel vom 03.10.2006