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Holzpreis wärmt Waldbesitzer

Einsatz zur Energiegewinnung -Ê Forstleute achten auf Nachhaltigkeit

Von Bernhard Hertlein
Lage (WB). »Bäume«, sagt Freiherr Julius Moritz von Eckardstein, »machen drei Mal warm: Wenn sie gefällt werden, beim Holzhacken und im Ofen.« Derzeit wärmen sie zusätzlich das Herz des Waldbauern: Die Holzpreise wachsen zwar nicht in den Himmel, aber wenigstens in die richtige Richtung.
Holz wärmt: Freiherr Julius Moritz von Eckardstein.

Das Eckardsteinsche »Rittergut Iggenhausen« liegt malerisch in Sichtweite des Teutoburger Wald-Gebirges in Lippe. Vor seiner ersten urkundlichen Erwähnung 876 bis zum Jahr 1769 war das nur sechs Quadratkilometer große Amt dem Kloster Corvey untertan. Mit dem Kauf des Lehens durch den vorherigen Verwalter entging das Gut 1803 beim Reichsdeputationshauptschluss der Enteignung durch den in Kassel residierenden »König von Westphalen«, Jérôme Napoleon Bonaparte.
Im Jahr 1284 erwähnen die Urkunden erstmals die Familie von Iggenhausen. 1505 wechselte der Name durch Heirat der letzten Tochter in Exter, 1555 in Brink und 1769 in Blomberg. Seit 70 Jahren tragen die Besitzer des Ritterguts den Namen Eckardstein. Dass Iggenhausen ursprünglich eine Wasserburg war, ist noch gut erkennbar. Zu den ältesten Gebäuden gehört die 1618 dem Heiligen Vitti geweihte Kapelle.
Der landwirtschaftliche Betrieb umfasst 220 Hektar. 140 Hektar sind bewaldet. Auf den übrigen Flächen werden Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Raps und Triticale angebaut. Mit dem Eintritt von Julius Moritz von Eckardstein gab man die Viehhaltung vor 40 Jahren auf.
Schon der Name Iggenhausen - Iggen = niederdeutsch: Eichen - verweist auf den ursprünglichen Waldreichtum der Gegend. Viel wurde in den Jahrhunderten vor 1850 abgeholzt. Seitdem seien, so Eckardstein, große Flächen wieder aufgeforstet worden. Noch jetzt wachse dem Waldsterben zum Trotz jährlich neuer Wald zu. Dabei handle es sich vor allem um Flächen, die von den Landwirten aufgegeben würden. Eckardstein: »Je schlechter es den Bauern geht, desto mehr breitet sich der Wald aus.«
Kern des Iggenhauser Forstbesitzes ist der »Sundernwald«. Der Name entstand, weil der Forst zu den »Sonder«-Flächen gehörte, die Karl der Große den Sachsenfürsten abnahm.
Im Rahmen der natürlichen Verjüngung pflanzen die lippischen Waldbauern statt der schnell wachsenden Fichten heute verstärkt wieder ursprüngliche Laubbäume wie Eiche und Buche.
Vermarktet wird das Holz zum Großteil über die staatlichen Forstämter. Die Nachfrage steigt. Eckardstein zufolge geht ein Großteil des lippischen Holzes nicht nur in die heimische Möbelindustrie, sondern auch als Bauholz in die USA sowie als Parkettholz sogar nach Polen. Geschreddertes Schnittholz werde als »Hackschnitzel«Êunter anderem im neuen Holzheizkraftwerk Oerlinghausen eingesetzt. In den Sägereien würden die Abfälle -Êimmerhin fast ein Drittel eines Baumes - inzwischen auch in Holzpellets umgewandelt.
Die starke Nachfrage nach Pellets und nach Stückholz treibt seit gut einem Jahr auf der anderen Seite die Preise für Spanplatten nach oben. Den Waldbauern ist es recht. Nachdem jahrelang billiges Bauholz aus dem Baltikum und Russland die Preise fallen ließ, ist man froh, dass die Entwicklung nun in die andere Richtung geht.
In Sibirien werden Bäume oft ohne Rücksicht auf die Natur gefällt. Dagegen hat sich das Rittergut Iggenhausen, erkennbar am PEFC-Zertifikat, der nachhaltigen Forstwirtschaft verschrieben.

Artikel vom 03.10.2006