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Menschen im Alltag sind Helden

Der Filmregisseur Frank Beyer ist im Alter von 74 Jahren gestorben

Großer Erzähler der Filmgeschichte: Regisseur Frank Beyer.Foto: dpa

Berlin (dpa). Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hat den verstorbenen Filmregisseur Frank Beyer als »großen Erzähler« der Filmgeschichte gewürdigt. Seine Filme spiegelten eindrucksvoll die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert wider. »Seine Helden sind nicht die großen Gestalten, sondern Menschen des Alltags und ihr Widerstand gegen Zwang und Unterdrückung«, betonte Neumann.
Der Filmregisseur Frank Beyer starb, wie gestern bereits in einer Teilauflage berichtet, am Sonntag in Berlin im Alter von 74 Jahren nach längerer Krankheit. Unter den bekannten ostdeutschen Filmemachern zählte er zu den bedeutendsten Regisseuren der DDR-Filmgesellschaft Defa. Berühmt wurde er auch über die Grenzen seines Landes hinaus vor allem mit dem 1965 verbotenen Film »Spur der Steine« mit Manfred Krug als anarchistischem Brigadeführer und mit dem Film »Jakob der Lügner« (1974) nach dem Roman von Jurek Becker, der als einziger DEFA-Film für meinen Oscar nominiert wurde. Nach dem Ende der DDR verfilmte er Erich Loests Roman »Nikolaikirche« über die Massendemonstrationen in Leipzig im Herbst 1989. Der Schriftsteller hat den Verstorbenen gestern als einen der »drei oder vier ganz Großen der DDR« gewürdigt.
Seit Anfang der 80er Jahre gehörte Beyer zu den »privilegierten« Künstlern, die im Westen arbeiten durften. »Der König und sein Narr« war dort sein erstes Projekt. Auch die Defa lenkte plötzlich wieder ein. Es entstand der Film »Der Aufenthalt« (1982) nach dem Roman von Hermann Kant. Und eine Sensation für das Ost-Publikum: Beyer drehte sogar bei der Produktion »Der Bruch« (1989) mit gesamtdeutscher Starbesetzung (Götz George, Otto Sander und Rolf Hoppe).

Artikel vom 03.10.2006