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Wahrheit kommt ans Licht

Filme zum 100. Geburtstag von Wolfgang Staudte

Arte, Mittwoch, 23.20/Donnerstag, 20.40 Uhr: Filmregisseur Wolfgang Staudte wäre am 9. Oktober 100 Jahre alt geworden. Zwei seiner Meisterwerke sind jetzt zu sehen.
Flammende Rede: Werner Peters.Foto: Arte

Diederich Hessling wächst als Sohn eines Fabrikanten in einer Provinzstadt im deutschen Kaiserreich auf. Er wird streng erzogen und lernt schon früh, dass es von Vorteil ist, der Macht zu dienen. Nach oben buckeln, nach unten treten - mit »Der Untertan« verfilmte Wolfgang Staudte den gleichnamigen Roman von Heinrich Mann. Der 1951 in der DDR gedrehte Film wurde ein internationaler Erfolg, kam aber in der Bundesrepublik mit ihrer konservativen und autoritären Grundstimmung erst 1957 in die Kinos.
Als Diederich Hessling spielte Werner Peters (1918-1971) die Rolle seines Lebens. Mit schneidender Kälte gibt er den Korpsstudenten, der zum kaisertreuen Patrioten wird. Der Obrigkeit redet er nach dem Munde. Nach dem Tode des Vaters übernimmt er den Familienbetrieb und lässt alle, die von ihm abhängig sind, seine Herrschsucht spüren.
Nach dem Wechsel aus der DDR in den Westen fand Staudte 1959 mit »Rosen für den Staatsanwalt« sein Thema wieder: die Auseinandersetzung mit Obrigkeitshörigkeit und Spießertum. Zugleich hielt er der jungen Bundesrepublik einen zeitkritischen Spiegel vor. Im Mittelpunkt stehen Rudi Kleinschmidt (Walter Giller), der als junger Wehrmachtssoldat kurz vor Kriegsende angeblich Schokolade gestohlen hat, und Kriegsgerichtsrat Schramm (Martin Held), der dafür sorgt, dass er zum Tode verurteilt wird. Mehr als ein Jahrzehnt später sehen sie sich die wieder, die Wahrheit kommt ans Licht.
»Rosen für den Staatsanwalt« gilt auch heute noch als satirisches Glanzlicht. Dafür sorgen neben dem Drehbuch von Georg Hurdalek (»Des Teufels General«, »Der Schinderhannes«) herausragende Schauspieler auch in Nebenrollen. So spielt auch hier Werner Peters mit, Inge Meysel ist als Hausmädchen zu sehen, Wolfgang Preiss spielt den Generalstaatsanwalt, die Kabarettisten Wolfgang Neuss und Wolfgang Müller zwei Lastwagenfahrer. Und auch Werner Finck (1902-1978), das Vorbild vieler Kabarettisten, wirkt als hintersinniger Zeitgenosse mit.

Artikel vom 03.10.2006