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Königsblaue
Schmähgesänge

Slomka bleibt auf der Schalke-Bank

Gelsenkirchen (dpa). Die erzürnten Fans auf den Barrikaden, die Spieler mit den Nerven am Ende, die Führung im Erklärungsnotstand: Beim FC Schalke 04 spitzt sich die Lage nach der dritten Auswärtspleite in Serie dramatisch zu.
Trost vom Leverkusener Sieger: Bernd Schneider und der Schalker Mladen Krstajic. Foto: dpa

Während sich die von den Anhängern wüst beschimpften und mit Schmähgesängen verhöhnten Profis nach dem verpassten Sprung an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga im Bus verkrochen, mussten Manager Andreas Müller und seine Vorstandskollegen noch lange nach dem 1:3 bei Bayer Leverkusen am Sonntag die erhitzten Gemüter rund um die BayArena beruhigen.
»Ich kann die Reaktionen der Fans verstehen. Sie reisen mit uns nach Berlin, nach Nancy, nach Leverkusen - und sind dann enttäuscht«, sagte Müller, der sich dem immer größer werdenden öffentlichen Druck aber keinesfalls beugen will. »Die Trainer-Diskussion kommt nur von außen. Aber wir sehen täglich, wie gut Mirko arbeitet. Wir setzen uns in Ruhe zusammen und überlegen, wie wir die Mannschaft wieder nach vorne bringen.« Slomka werde auch im nächsten Spiel beim Hamburger SV in 14 Tagen definitiv auf der Bank sitzen, betonte der Manager.
Der 39 Jahre alte Coach ist trotz der prekären Situation überzeugt, die völlig verunsicherte Mannschaft »wieder auf Kurs zu bringen«. Aber er zeigt auch Verständnis für die aufgebrachten Anhänger. »Sie wollen eine Mannschaft sehen, die auswärts um den Sieg oder zumindest um einen Punkt fightet.« Darüber hinaus gibt sich Slomka gelassen, auch wenn die Spekulationen zunehmen und immer öfter der Name Christoph Daum fällt. »Die Diskussion gibt es doch schon, seit ich hier Trainer geworden bin. Das werde ich aushalten. Ich weiß, dass ich im Vorstand Vertrauen genieße. Ich kann in Ruhe weiter arbeiten.«
Nach der Pleite in Nancy hatten Müller und Slomka die Spieler mit einer Standpauke wachgerüttelt und waren überzeugt, dass alle enger zusammenrücken und die entsprechende Reaktion zeigen. »Wir haben aber nur 20 Minuten das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Das ist zu wenig«, monierte Slomka. Müller ist sicher, dass der »große Druck von Außen« und der »angezettelte Unfrieden« der Elf zu schaffen macht.
Alles sei eine Frage des Kopfes. Die Spieler seien »unter diesen Umständen nicht so stabil, Rückschläge wegzustecken«. Gleichwohl schiebt Müller nicht alles auf äußere Einflüsse und die Turbulenzen der vergangenen Wochen. »Verantwortlich sind die sportliche Führung und die Mannschaft. Der Verantwortung entziehen wir uns nicht. Und wir wissen, wo wir den Hebel ansetzen müssen.«

Artikel vom 03.10.2006