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Ab durch die Mitte: Arminias Kamper-Trick

Thomas von Heesen entdeckt verborgene Qualitäten

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Natürlich wird der DSC Arminia Bielefeld am nächsten Spieltag nicht die Führung in der Fußball-Bundesliga übernehmen. Aber mit einem Zwei-Tore-Sieg am 15. Oktober beim 1. FC Nürnberg könnten die Ostwestfalen immerhin den aktuellen Tabellenzweiten überflügeln.

Sechs Punkte zwischen Spitzenreiter und Schlusslicht - so kompakt war die Tabelle nach einem Drittel der Hinserie noch nie. Arminia ist nach dem zweiten Heimsieg mit sieben Punkten mittendrin. Drei Zähler fehlen nach ganz oben, aber drei sind es auch nach unten. Noch ist alles möglich, weil auch in Bielefeld die Leistungen stark schwanken - nicht nur von Woche zu Woche, sondern sogar innerhalb einer Begegnung.
Schlechte Arminia, gute Arminia - dieses extreme Spielchen trieben die Profis aus Ostwestfalen zum zweiten Mal binnen sechs Tagen. Denn auch in Bochum lagen die Leistungen vor und nach dem Seitenwechsel ähnlich weit auseinander wie jetzt gegen Cottbus. »Wir sind noch nicht so stabil, aber wir arbeiten daran«, betont Thomas von Heesen.
Immer wieder weist der seit vorgestern 45 Jahre alte künftige Fußball-Lehrer darauf hin, wieviel Aufbauarbeit jedes Jahr aufs Neue im Ostwestfälischen erforderlich sei. »Wir fangen doch immer wieder bei Null an.« Und jedes Mal muss auch er sich überraschen lassen, welche Möglichkeiten in seinem Kader die vielversprechendsten sind. Bisweilen funktioniert das wie eine Wundertüte. »Man entdeckt Dinge, die einem ansonsten verborgen bleiben.«
So wie bei Jonas Kamper am Samstag. Zur Pause hätte sich der Däne auf dem gewohnten rechten Außenposten am liebsten vergraben. Im zweiten Abschnitt glänzte er nach taktischer Umstellung auf einer völlig ungewohnten Position. »Mittelfeld - das habe ich auch noch nicht so oft gespielt«, sagte er und wunderte sich, wie gut es für ihn in der Zentrale lief. Mit drei Torvorlagen sprang sogar ein Hattrick der ganz besonderen Art heraus. Selbst der Trainer räumte anschließend ein, dass »ein gewisses Risiko« mit dieser Rochade verbunden gewesen sei.
Sein zweites Personaldetail - Markus Bollmann ersetzte den zuvor in 38 von 39 Spielen nominierten Bernd Korzynietz - wollte von Heesen allein als Maßnahme für das Cottbus-Spiel gewertet wissen. »Es ist doch nicht so, dass Bernd jetzt an zweiter Stelle steht. Er ist für uns ein unheimlich wichtiger Spieler, auch in der Hierarchie der Mannschaft. Wir haben einfach zwei gute Leute auf dieser Position.«
Klare Worte fand von Heesen auch zur von der »Sport-Bild« angeschobenen Vertragsdiskussion. Die Antwort des Trainers, dessen Kontrakt nach dieser Saison ausläuft, war deutlich: »Mich interessiert nicht, ob ich ein, zwei dreißig Jahre oder nur einen Tag hier Vertrag habe. Ich liebe meinen Job hier in Bielefeld, ich liebe es, hier zu arbeiten.« Genau deshalb dürfte vermutlich in der Winterpause über dieses Thema abschließend gesprochen werden.

Artikel vom 03.10.2006