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Ferrari-Team ist weltmeisterlich

Vor der Formel-1-Entscheidung: Fernando Alonso kritisiert seinen Stall

Schanghai (dpa). Rumoren und Reibereien bei Renault - Friede und Freude bei Ferrari: Nach der kaum mehr für möglich gehaltenen Wende im WM-Kampf durch Formel-1-Rekordchampion Michael Schumachers famose Aufholjagd liegen bei Titelverteidiger Fernando Alonso die Nerven blank.

»Die Mannschaft hilft mir nicht. Die ist viel mehr auf den Konstrukteur-Titel fokussiert«, klagte der Renault-Pilot nach dem Großen Preis von China in Schanghai. Und auch die spanische Presse sieht die größten Gegner des 25-Jährigen in dessen eigenem Team. »Alonso hat den Feind im eigenen Lager«, glaubt »Marca«. »AS« ist überzeugt: »Renault verhindert einen Sieg Alonsos.«
Tatsächlich hatten ein fataler Boxenstopp und eine schlechte Rennstrategie Alonso den Sieg in Schanghai gekostet. Während Teamchef Flavio Briatore rasch das Weite im »Reich der Mitte« suchte, polterte der künftige McLaren-Mercedes-Pilot nach seinem enttäuschenden zweiten Platz und den Verlust der WM-Führung in Richtung des Renault-Reifenlieferanten Michelin: »Ich hoffe, dass sie uns für die nächsten beiden Rennen bessere liefern.«
Ganz anders war die Stimmung bei Ferrari: Schon vor dem Rennen am Sonntag auf der für Schumacher geschichtsträchtigen Strecke im japanischen Suzuka wich den Mitgliedern der Scuderia das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Schumacher ließ am Montag über seine Homepage mitteilen: »Wir sind alle heiß auf den Titel.«
Schumacher, der nun beste Aussichten hat seine glänzende Karriere mit dem achten WM-Titel zu krönen, hatte schon am Sonntag seine Ferrari-Helfer gelobt: »Auch nach all diesen Triumphen, nach all diesen Erfolgen sind sie nach wie vor motiviert, und die Stimmung ist einfach spitzenmäßig.«
»Wenn man zurückschaut, wo wir nach Montréal lagen und Michael seinen ärgsten Rivalen nun eingefangen hat, ist das eine weitere Bestätigung dafür, niemals aufzugeben«, meinte Teamchef Jean Todt. Sein Chefpilot machte in drei Monaten einen 25-Punkte-Rückstand auf Alonso wett. Der Spanier wartet seit dem 25. Juni auf einen Erfolg, während sein Rivale fünf Siege in den vergangenen sieben Rennen schaffte.
Nach der Galavorstellung von China wurden wieder einmal Lobeshymnen auf den Renn-Rentner in spe angestimmt. »Nachdem ich mit Mühe einem Herzinfarkt entkommen bin, kann ich sagen, dass es wunderschön ist, auf diese Art und Weise in China zu siegen«, meinte Ferrari- und Fiat-Chef Luca di Montezemolo. »Das war eine perfekte Mannschaft mit einem Super-Schumacher.« »Das war eines der besten Rennen, das Michael je gefahren ist«, schwärmte auch der österreichische Ex-Weltmeister Niki Lauda.
116:116 lautet der Punktestand zwischen Schumacher und Alonso in der Fahrerwertung vor den letzten beiden von insgesamt 18 Saisonrennen. Mit sieben Siegen ist Schumacher seinem Rivalen einen Erfolg voraus und damit nach seinem WM-Triumph am 24. Oktober 2004 zum ersten Mal wieder auf dem Gipfel.
Ein Sieg in Japan und keine Punkte für Alonso, der zuletzt mit seinem Team kleine psychologische Nadelstiche in Schumachers Richtung abgegeben hatte, und der Kerpener wäre sogar vorzeitig Weltmeister. »Wir können mit Recht optimistisch sein«, befand Technik-Direktor Ross Brawn, der warnte: »Aber wir müssen weiter hart arbeiten. Wir dürfen nichts dem Glück überlassen.«

Artikel vom 03.10.2006