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Kunstwerk erinnert an
Dalbker Wanderziegler

Bildhauer Bruno Buschmann gestaltet Marktplatz-Plastik

Von Annemargret Ohlig
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Jeder einzelne Ziegel ist ein Unikat. Denn: Bildhauer Bruno Buschmann hat die Steine für diese »andere Art einer modernen Plastik«, wie er sein Werk selbst bezeichnet, von Hand geformt, individuell bearbeitet, rotbraun gebrannt - und dann einen Quader daraus errichtet.

Der nicht nur im Ostwestfälischen bekannte Bildhauer mit Werkstatt in Oerlinghausen ist schon vor etwa vier Jahren von der Sennestadt GmbH mit der Gestaltung einer Plastik für das Neubaugebiet Dalbker Allee beauftragt worden. Sein Kunstwerk sollte Mittelpunkt des zentralen Marktplatzes werden, so lautete der einstimmige Beschluss. Und der 78-Jährige, dessen Arbeiten an zahlreichen Orten in Bielefeld und weit darüber hinaus zu finden sind, dachte nach - denn er wollte etwas Besonderes schaffen.
Die Skulptur könnte zum einen als Treffpunkt den Menschen dienen, die Dalbke als ihre neue Heimat ausgewählt haben. Aber sie sollte auch etwas Einfaches und Klares sein - »ein Erinnerungszeichen für die Ziegler, die hier einmal gelebt und gearbeitet haben«, erklärt Bruno Buschmann.
Wem dieses bisher unbekannt war, der erfährt das demnächst durch eine Bronzeplatte, die vor der Plastik in den Marktplatzboden eingelassen wird. Der Bildhauer hat die Platte selbst gegossen und mit folgender Inschrift versehen: »Zur Erinnerung an die harten Lebensbedingungen der früheren Bewohner von Dalbke wurde diese Skulptur geschaffen. Nach dem Niedergang der heimischen Leinenindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts mussten sich auch viele Senner als Wanderziegler verdingen. Die drei kleinen Dalbker Ziegeleien boten zwar nur wenigen Verdienst.«
Weil an diese harten Lebensumstände der Altvordern erinnert und ein Bezug zu ihnen hergestellt werden sollte, sei für ihn auch kein »pompöser« Werkstoff wie Marmor in Frage gekommen, erklärt Buschmann. »Ich habe bewusst etwas Einfaches genommen, das als Material für sich spricht.«
Und noch etwas tat Bruno Buschmann, gleich nachdem er den Auftrag erhalten und bevor damals die ersten Baufahrzeuge in Dalbkes neuem zukünftigem Wohngebiet anrückten: Er fällte dort eigenhändig vier Pappeln und brachte sie bei sich zu Hause in Sicherheit. Von diesen Baumstämme hat er dann naturgetreue Abdrücke in 2,60 Meter Länge genommen, Negativformen gemacht und danach die Bronzeabgüsse hergestellt.
»Diese Stämme haben besonders viel Arbeit gemacht«, erklärt Buschmann. Aber dafür wirke die Rindenstruktur samt Astlöchern auch überaus naturgetreu. »Demnächst kommen die Bäume wieder dorthin zurück, wo sie einmal gestanden haben - dann aber hoffentlich auf ewig«, sagt Buschmann. Denn er hat die Stämme als dauerhafte »Eckpfeiler« seines Werkes vorgesehen.
Weil der 1,35 mal 1,20 mal 2,60 Meter große Quader aus Ziegeln jedoch nicht wie ein Klinkerbau aussehen sollte, hat Bruno Buschmann den Oberflächen der roten Backsteine zum einen feine, unterschiedliche Strukturen verpasst und zum anderen die vier »Ecken« der Plastik als halbrunde Einbuchtungen gestaltet. Hier werden die Bronze-Stämme als »Eckpfeiler« eingefügt.
Nicht nur auf Friedhöfen sind zahlreiche Arbeiten von Bruno Buschmann in Form von großen Gedenksteinen oder Bronzesäulen zu finden. Auch in Bielefelds Altstadt hat der Bildhauer etwas geschaffen, was wohl die meisten schon gesehen haben: die ungewöhnlich gestaltete Bronzetür zum Laden des Juweliergeschäftes Schlüter in der Obernstraße.

Artikel vom 03.10.2006