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Urlaub auf den Spuren
des berühmten Dr. Faust
Das Markgräflerland hat nicht nur leckere Weine und Speisen zu bieten
Weiche Hügel, Wiesen, Wäldchen, Wein und mittelalterliche Städte - wer das bislang nur mit Italien in Verbindung brachte, der sollte auf der Fahrt gen Süden in Deutschlands Südwesten Halt machen.
Denn noch vor den Alpen wartet das von Rhein und Schwarzwald umrahmte Markgräflerland mit allem auf, was das Reiseherz begehrt. 1700 Sonnenstunden, ausgezeichnete Weine und uriges Speisevergnügen bei »Chratzete«, »Brägele« und »Zibelewaie«. Dazu die Geschichte des Dr. Faustus zum Anfassen, heilende Quellen und Wellness-Tempel sowie Originelles vor einer einmaligen landschaftlichen Kulisse: Denn hier heben Singles im wahrsten Sinne des Wortes ab.
»Das Land, wo die Zitronen blühenÉ« ist eines seiner berühmtesten Zitate aus seiner »ltalienreise«. Doch schon diesseits der Alpen blühen Zitronen, nämlich dort, »wo der Wein vor der Kulisse des Schwarzwaldes reift«, wie Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe einst das Markgräflerland skizzierte. In der wärmsten Region Deutschlands gedeihen, bedingt durch milde Südwestwinde, die durch die burgundische Pforte wehen, Gemüse, Obst, Getreide und herausragende Weine.
Gutedel heißt die Rebsorte, die dem Markgräflerland eine unverkennbare Note gibt. Sein Bukett zeichnet sich durch zarte Nuss- und Mandelaromen aus. Typischerweise als edler Weißwein ausgebaut, gibt es von ihm auch rote Spielarten. Wer jedoch die reichhaltigen Markgräfler Speisen »Brägele« oder »Bibeliskäs« in einem der zahlreichen Landgasthöfe oder Spitzenrestaurants, wie dem mit zwei Sternen ausgezeichneten Hirschen in Sulzburg, wählt, greift nicht selten zum Spätburgunder.
Wie jenseits der Alpen reifen auch hier die Spitzenweine im Holzfass oder im Barrique. Martin Waßmer vom Weingut Waßmer aus Bad Krozingen-Schlatt hat sich in den letzten sechs Jahren konsequent der Qualität verschrieben und wurde dafür belohnt: Drei Trauben und »ambitionierter Aufsteiger 2006« urteilte der Gault Millau und der Feinschmecker zählt ihn schon zu den besten Weingütern Deutschlands.
Spitzenweine und Gesundheit, wie geht das zusammen? Dem Rotwein wird schon seit Römerzeit eine Herz stabilisierende Wirkung nachgesagt. Die Gerbstoffe machen das, was mittlerweile auch wissenschaftlich belegt ist. Es wundert natürlich nicht, dass die Römer in dieser lieblichen Region ihre Spuren hinterlassen haben. Das Römermuseum »Villa Urbana« in Heitersheim ist ein markantes Zeugnis. Die Römer brachten auch die Badekultur ins Markgräflerland, die dort im letzten Jahrhundert neu kultiviert wurde.
In Bad Krozingen, das neben seinem anerkannten Herz-Zentrum auch fünf namhafte Kliniken beherbergt, hat die medizinische Wellness-Kultur Einzug gehalten. Ob japanische Bäder, ayurvedische Behandlungen von in Indien ausgebildetem Personal - der Badepalast Vita Classica ist nicht nur für neue Ideen gut. Konsequent werden Trends auf ihren gesundheitlichen Nutzen hin überprüft und erst dann den Gästen angeboten. So wundert es nicht, dass sich die Macher des Gesundheitszentrums neuerdings über »Wein-Kuren« Gedanken machen, die weniger der inneren, denn der äußeren Anwendung von Haut-Reizungen dienlich sind.
In der »gesunden Höhle« lässt sich der Mix aus Gesundheit und Kultur ebenso genießen. Insbesondere für Kinder ist die »Schatzsuche« im Besuchsbergwerk Teufelsgrund in Münstertal ein Abenteuer. Mit Waschpfannen ausgerüstet suchen sie in fiebriger Goldgräberstimmung nach den verborgenen Schätzen im Berg. Und nicht nur für Allergiker oder Asthmatiker ist das Stollenklima angenehm, ja heilsam, da es Beschwerden spürbar mindert. In den heißen Sommermonaten tut Jung wie Alt eine Erfrischung im Berg gut.
Apropos Goldgräberstimmung: Nein, die Markgräfler hatten sich weniger dem edlen Gold verschrieben, wohl aber dem Silber. Die Mönche der imposanten Klosteranlage St. Trudpert im Münstertal waren im frühen Mittelalter maßgeblich am Abbau der Silbervorkommen beteiligt. Aus der entlegenen kleinen Abtei wurde in der Folge eine stattliche romanische Basilika.
Im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört, gelangte die Abtei St. Trudpert im 18. Jahrhundert wieder zu Größe. So trifft der Besucher heute die wohl prächtigste barocke Klosteranlage des Schwarzwaldes an.
Auch einem Dr. Johann Georg Faust wurden die edlen Metalle zum Verhängnis. Goethe machte den Magister zum Fachbegriff der Weltliteratur. Der Alchemist und Astrologe kam 1539 in seinem Zimmer im »Gasthaus Löwen« in Staufen im Breisgau vermutlich bei einer chemischen Explosion ums Leben. Er betrieb Versuche zur Gewinnung von Gold. Heute werden in Staufen bei einem außergewöhnlichen Stadtrundgang Dr. Faust und Mephistopheles in historischen Gassen, Häusern und Kellern wieder zur lebendigen Geschichte.
Um die historische Figur des Doktor Faust ranken sich allerhand Gerüchte. Faszinierend muss auf seine Zeitgenossen dessen Ausstrahlung gewesen sein. Zwar ist nicht verbrieft, dass er allein gelebt hat. Doch Faust hin, Faust her: Die Stadt Staufen hat ein Herz für Singles und lässt diese in die Luft gehen. Natürlich nicht auf alchemistische, Faustsche Art, vielmehr mit dem Segelflieger im Rahmen eines Pauschalwochenendes.
Ein Fluglehrer gibt vor dem Abheben Einweisungen, Auf- und Abwinde werden genauso erklärt wie Steuerruder und Flugmanöver. Und neben dem Traum vom Fliegen ist in Staufen auf diese Weise für so manchen schon der Traum vom gemeinsamen Leben wahr geworden...
Telefon: 07633/4008-18www.bad-krozingen.info

Artikel vom 07.10.2006