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Unternehmer mit Herz geehrt

Bundespräsident zeichnet Hermann Gärtner für soziales Engagement aus

Von Christian Althoff
und Stefan Hörttrich (Fotos)
Porta Westfalica (WB). Bundespräsident Horst Köhler hat gestern in seinem Berliner Amtssitz Schloss Bellevue 47 Frauen und Männern den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Zu den Geehrten gehört neben Franz Beckenbauer und Wim Wenders auch Unternehmer Hermann Gärtner aus Porta Westfalica, der als »Schutzengel der Behinderten« beschrieben wurde.
Unternehmer Hermann Gärtner (Porta-Möbel) und Franz Beckenbauer nach der Ehrung.

Zu Beginn der musikalisch umrahmten Feierstunde erklärte der Bundespräsident, die zu Ehrenden repräsentierten die besten Seiten Deutschlands. »Sie haben sich um Volk und Staat verdient gemacht und sind Vorbilder, denen nachzueifern es sich lohnt!«, lobte das Staatsoberhaupt. Anschließend händigte Köhler jedem der Ehrengäste das Verdienstkreuz nebst Urkunde aus. Erste Gratulantin war jeweils »First Lady« Eva Köhler. Moderiert wurde der Festakt von ARD-Adels-Journalist Rolf Seelmann-Eggebert, der die Verdienste der Geehrten vortrug. Über den 72-jährigen Möbel-Unternehmer Hermann Gärtner (Porta Möbel, Möbel Boss) sagte der Laudator, er sei der »Schutzengel der Behinderten« und engagiere sich seit Jahren in beispielhafter Weise.
Hermann Gärtner hatte 1993 die nach seinem behinderten und 1998 verstorbenen Sohn benannte Andreas-Gärtner-Stiftung gegründet. Sie hat geistig Behinderten bis heute mit mehr als fünf Millionen Euro geholfen, außerdem hat die Familie Gärtner aus ihrem Privatvermögen zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um im Wittekindshof Bad Oeynhausen das Behindertenwohnheim »Haus Andreas« mit 35 Plätzen zu bauen.
Zu den Gästen auf Schloss Bellevue gehörte gestern auch Christiane Bohlmeier (51) aus Bünde (Kreis Herford). Sie hatte sich seit drei Jahren dafür eingesetzt, dass Hermann Gärtner das Bundesverdienstkreuz erster Klasse bekommt und freute sich nun sichtlich über ihren Erfolg. Die 51-Jährige ist alleinerziehende Mutter einer autistischen Tochter (22), die ständig versucht, sich mit Kopfschlägen gegen die Wand zu verletzen. »Wenn ich Kirsten morgens anziehe, geht das für mich nicht ohne blaue Flecken ab«, erzählte die Mutter am Rande der Feierstunde. Hermann Gärtner hatte vor fünf Jahren nicht nur das Badezimmer der Familie behindertengerecht umbauen lassen, er hatte dem Mädchen auch einen Tagespflegeplatz besorgt, damit die Mutter überhaupt noch Zeit für ihren elfjährigen Sohn findet. »Immer, wenn ich verzweifelt war, hatte Hermann Gärtner ein offenes Ohr für mich und hat mir geholfen - wie vielen anderen Familien auch.«
Franz Beckenbauer, der die Auszeichnung für sein sportliches Lebenswerk und seine Verdienste um die Fußball-WM 2006 bekam, saß im Schloss Bellevue zufällig neben Gärtners Ehefrau. »Er war beeindruckt von dem vielfältigen Engagement, für das der Bundespräsident die Menschen heute ausgezeichnet hat«, sagte Brigitte Gärtner. Beckenbauer habe seine Hilfe angeboten, sollte die Andreas-Gärtner-Stiftung jemals seine Unterstützung benötigen.
Mit Louis Amstrongs »What a wonderful world« ging der Festakt zu Ende, bevor sich die Verdienstkreuzträger erhoben und die Nationalhymne anstimmten. »Es war bewegend«, sagte Hermann Gärtner anschließend.

Artikel vom 05.10.2006