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Kelly-Family der
Kammermusik

Trio Dan gastierte in der Oetkerhalle

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Musikerfamilien sind gar keine Seltenheit. Doch solch ein geballtes musikantisches Virtuosentum wie in der ungarisch-rumänischen Familie Dan bildet wohl eher die Ausnahme.

Trotz jugendlichen Alters blicken die Brüder Michael (26), Aaron (25) und Theo (20) bereits auf eine zehnjährige Musiker- und Ensemble-Karriere zurück. Als eine Art »Kelly-Family der Kammermusik« touren sie alljährlich durch die Lande und verblüffen ihr Publikum in Festhallen, Schulaulen, Kliniken und Altenstiften mit ihrer zur Schau gestellten Virtuosität. Sollten diese Fähigkeiten in Bielefeld etwa nicht gefragt sein, wo das Trio am Samstagabend bei seinem Tourneeabschluss vor handverlesenem Publikum im Kleinen Saal der Oetkerhalle reüssierte?!
Noch dazu mit so ehrenwerten Absichten, galt es doch neben Mozart (250 Jahre) auch Jubiläumskomponisten wie George Enescu, Béla Bartók (je 125 Jahre) sowie Astor Piazzolla (85 Jahre) zu würdigen, die im Schatten des Mozartjahres wenig Beachtung finden. Keine Angabe darüber, weshalb Schostakowitsch (100. Geburtstag) und Schumann (150. Todestag) unberücksichtigt blieben. Möglicherweise fand sich bei ihnen nichts, das ins eingängig-einschmeichelnde Programm gepasst hätte, das unter dem Titel »Promenades . . .« einen auf Wirkung abzielenden Werkekanon aufbot.
Zum Beispiel Bearbeitungen einzelner Sätze aus Mozarts Kirchensonate KV 328 und Bläser-Serenade KV 375, die Michael Dan für Flöte, Violine und Klavier eingerichtet hat und die neben großer manueller Beweglichkeit auch einen unbeschwert draufgängerischen Charme und Zugang erkennen ließen.
Bartóks sechs rumänische Volkstänze sowie Wieniawskis »Polonaise op. 4« gaben Theo Dan Gelegenheit, virtuos-feuriges Stehgeigertemperament zu offenbaren, derweil Enescus »Cantabile et Presto« sowie Francois Bornes »Fantasie brillante sur Carmen« dem Flötisten Aaron Dan ein Forum boten, Leidenschaft und Können in Einklang zu bringen. Michael Dan (Klavier) erwies sich dabei stets als tonsicher zugreifender Partner.

Artikel vom 02.10.2006