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Umschwung in Österreich

Der Wähler bleibt zu Hause


Dem sonst immer so kühl wirkenden österreichischen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel stand der Schreck noch am Montag ins Gesicht geschrieben. Er hatte zwar mit Stimmenverlusten gerechnet. Dass sie ihn am Ende das Kanzleramt kosten würden, das hat ihn aber dann doch schockiert.
Parallelen zu dem Wahlverhalten der bundesdeutschen Wähler lassen sich in der Alpenrepublik durchaus erkennen. Auch in Wien, Graz oder Klagenfurt wird die Zahl der Unzufriedenen, die sich von der Politik abwenden, immer größer. Die niedrigste Wahlbeteiligung in der Nachkriegszeit ist ein Warnsignal, das für die Zukunft nichts Gutes verheißt.
Und auch in Österreich müssen die beiden großen Volksparteien ÖVP und SPÖ feststellen, dass ihnen immer mehr Wähler weglaufen, weil sie mit der Politik der etablierten Parteien nicht mehr einverstanden sind. In Deutschland ist es die NPD, die mit dem Schüren der Furcht vor einer Überfremdung viele, zu viele Wähler, einfängt. In Österreich hat die FPÖ genau damit wohl auch Schüssel die entscheidenden Stimmen abgejagt.
Zunächst einmal können sich die Sozialdemokraten in Österreich über ihren überraschenden Erfolg freuen, doch ihr Chef Alfred Gusenbauer muss in der Zukunft erst einmal zeigen, dass er seine vollmundigen Wahlversprechen auch umsetzen kann. Dirk Schröder

Artikel vom 03.10.2006