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»Opern abzusagen,
das ist kein Dialog«

Hirsi Ali ruft Europa zu mehr Selbstbewusstsein auf

Kassel (dpa). Die in die USA emigrierte Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali hat Europa zu mehr Selbstbewusstsein in der Auseinandersetzung mit radikalen Muslimen aufgerufen. »Ich begrüße, dass Europa auf den Dialog setzt, notfalls auch mit Radikalen.

Aber jeder Dialog muss Bedingungen haben, für beide Seiten«, sagte die frühere niederländische Politikerin, die gestern mit dem des Kasseler Bürgerpreis ausgezeichnet worden ist. »Wenn der Westen mit Gewalt oder auch nur der Drohung von Gewalt konfrontiert wird, sollte er nicht in Angst erstarren, sondern selbstbewusst reagieren.« Die Preisverleihung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Die 1969 in Somalia geborene Ayaan Hirsi Ali floh 1992 in die Niederlande und wurde als islamkritische Autorin und Politikerin bekannt. Als der Filmemacher Theo van Gogh von militanten Muslimen ermordet wurde, steckte ein Messer mit einer Morddrohung an Hirsi Ali in seiner Brust. Nach Kontroversen und einer Regierungskrise um die 36-Jährige wanderte sie in die USA aus.
Es helfe nicht, schon vorausgreifend »Opern abzusagen oder Reden umzuschreiben, sagte Hirsi Ali. Das ist kein Dialog.« Hirsi Ali verteidigte in diesem Zusammenhang auch die umstrittene Vorlesung von Papst Benedikt XVI. »Der Papst hat nur zitiert, und er hat etwas Streitbares zitiert.«
Das Fehlen einer Streitkultur und die »Abneigung gegen Bildung« sei ein wichtiger Grund für die wirtschaftliche Schwäche vieler islamischer Länder. »Finnland übersetzt mehr Bücher als die gesamte arabische Welt. Männer verbieten Hunderten, Tausenden, ja Millionen Frauen, auch nur lesen zu lernen. Das ist die furchtbare Wirklichkeit.«
Die Islamkritikerin warnte vor einer Unterwanderung des Westens durch Islamisten. »Es gibt diese Gefahr. Sie zu ignorieren wäre närrisch.« Hirsi Ali warnte vor einer »Appeasementpolitik nach dem Motto »wenn wir nachgeben, werden sie uns schon in Ruhe lassen.« Das ist naiv und gefährlich.« So würden nur neue Forderungen und letztlich die Aufgabe aller Werte provoziert.
»Je mehr wir wegsehen, desto einfacher werden es die Islamo-Faschisten haben, um die Köpfe der Jugend zu vergiften«, sagte sie bei der Preisverleihung. Dem müsse der Westen seine Vernunft entgegensetzen. Vor einem Dialog der Kulturen bedürfe der Islam einer Reformation, wie sie der Westen schmerzlich erfahren habe.

Artikel vom 02.10.2006