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Georg Christoph Lichtenberg

»Um die Wahrheit zu ergreifen, braucht es ein viel größeres Organ als zur Verteidigung des Irrtums.«

Leitartikel
Gedanken zum 3. Oktober


Redlich,
offen,
einig sein


Von Rolf Dressler
Die rundum gute Nachricht zuerst: An diesem 3. Oktober 2006 jährt sich zum nun schon 16. Mal jener unvergleichlich erfreuliche Tag, an dem ungezählte frohgestimmte Deutsche die Wiederherstellung der staatlichen Einheit gebührend feierten. Wahrlich Grund genug, sich dankbar zu er- innern und sich gemeinsam auf das wirklich Wesentliche zu besinnen. Und zwar ungeachtet der Streithanseleien im politischen oder persönlichen Alltagsumfeld.
Die ungute Nachricht: Schenkt man einer wohl punktgenau auf den 3. Oktober gemünzten Bürgerbefragung Glauben, dann sehen Anno 2006 sage und schreibe sieben von zehn Deutschmenschen, ob jung oder älter, angeblich keinerlei Veranlassung (mehr?), des historischen Geschenks der Wiedervereinigung freudig und von Herzen zu gedenken. Nur auf eines legen 80 Prozent größten Wert: Der 3. Oktober müsse auch künftighin unbedingt arbeitsfrei bleiben, ein Feiertag auf geduldigem Kalenderpapier eben.
Sollte diese flüchtige Momentaufnahme fixer Meinungsbefrager tatsächlich das Empfinden der großen Mehrheit widerspiegeln, dann wäre dies - auf Neu-Phrasendeutsch gesagt - grenzwertig, gewöhnungs- und allemal erklärungsbedürftig. Vor allem aber ziemlich traurig und ein gehöriges Armutszeugnis, gemessen an einer großartigen gemeinschaftlichen Aufräum- und Erneuerungsleistung, wie es sie in einer derart atemberaubend kurzen Zeit zuvor noch irgendwo auf der Welt je gegeben hat. Die materiellen, geistigen und seelischen Verwerfungen und Verwüstungen, die der Kommunismus/Sozialismus bei Land und Leuten anrichtete, können doch wohl kaum vergessen sein. Sichtbar und spürbar wirken sie bis heute nach und leider wohl auch noch darüber hinaus.
Auch das wiedervereinigte Deutschland beherbergt die im ganzen gesehen wohlhabendsten Generationen aller Zeiten. Dieser positiven Bewertung können im Kern auch Unzulänglichkeiten, Ungerechtigkeiten und politisches Unvermögen keinen Abbruch tun.
Unsere trotz allem gottlob gefestigte Demokratie ist denn auch nicht wirklich durch eine »braune Gefahr« bedroht. Denn nach nüchternem Ermessen haben Rechtsextremisten hierzulande nicht die geringste reale Chance, an die Schalthebel der Macht zu gelangen.
Anders übrigens als gegenwärtig etwa in Polen oder der Slowakei, was bei uns aber offenbar weder die Regierenden noch gar die Bürger nennenswert interessiert oder aufregt.
Nur gut, dass die sehr konkreten Bedrohungen und Gefährdungen durch den radikalen Islam und dessen terroristische Gewalt endlich ins Blickfeld von Politik und Bürgeröffentlichkeit rücken.
Zu lange duckten sich die meisten darunter hinweg, gehorchten dem, was das Beschönigungs- und Verschweige-Kartell der (links-)»politisch Korrekten« ihnen abverlangte.
Nicht nur am Tag der deutschen Einheit sollte Einigkeit darüber herrschen, dass Offenheit und Redlichkeit der bessere Weg sind.

Artikel vom 03.10.2006