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FIDE-Champion Wesselin Topalov aus Bulgarien und der Russe Wladimir Kramnik, Weltmeister im klassischen Schach, also mit der Bedenkzeit von 20 Zügen pro Stunde, sitzen sich seit Ende September in Elista in der autonomen GUS-Republik Kalmykien gegenüber, um in zwölf Partien den alleinigen Weltmeister zu ermitteln und so die Spaltung der Schachwelt zu beenden. Gleich die erste Runde sah eine packende Kampfpartie mit erstaunlichem Ende.


Katalanisch

Weiß: Kramnik
Schwarz: Topalov

1.d4 Sf6 2.c4 e6 3.Sf3 d5 4.g3 dc4 5.Lg2 Lb4 6.Ld2 a5 7.Dc2 Ld2 8.Dd2 Nach dem natürlichen 8.Sbd2 b5 9.a4 c6 kann Weiß mit 10.b3 cb3 11.Sb3 ein chancenreiches Bauernopfer bringen. 8...c6 9.a4 b5 10.ab5 cb5 11.Dg5
Weiß gewinnt den Bauern zurück. 11...0-0 12.Db5 La6 13.Da4 Doch, 13.Da5 ist erlaubt: 13...Lb7 14.Dd8 Ta1, nur muss er hier 15.Df8 Kf8 16.0-0 spielen mit ungefährem Ausgleich nach 16...Ta2, nicht jedoch 15.Db6 Tb1 16.Kd2 c3!. 13...Db6 14.0-0 Db2 15.Sbd2 Kramnik droht 16.Tfb1 Dc3 17.Ta3. 15...Lb5 16.Sc4 La4 17.Sb2 Lb5 18.Se5 Ta7 19.Lf3 Sbd7 20.Sec4 Tb8 21.Tfb1 21.Sa5 Le2 22.Le2 Tb2 taugt im Gewinnsinne nichts. - Topalov demonstriert jetzt, dass er zu bloß passiver Verwaltung des remislichen Endspiels keine Lust hat. 21...g5! Macht sich ein Luftloch und attackiert indirekt den Be2. Vielleicht sollte Kramnik nun 22.Se3 spielen? 22.e3 g4 23.Ld1 Lc6 24.Tc1 (24.Ta5? Ta5 25.Sa5 Le4) 24...Le4 25.Sa4 Tb4 26.Sd6 Lf3 27.Lf3 gf3 Womit ein neues Motiv auftaucht: ein Turm und ein Se4 bedrohen ständig den Bf2. 28.Sc8 Ta8 29.Se7 Kg7 30.Sc6 Tb3 31.Sc5 Tb5 32.h3 Sc5 33.Tc5 Tb2 34.Tg5 Kh6 35.Tga5 Ta5 36.Sa5 36.Ta5 erscheint sicherer, z.B. 36...Se4 37.Se5! mit indirekter Deckung von f2 und baldigem Remis. 36...Se4 37.Tf1 Sd2 38.Tc1 Se4 39.Tf1 f6!? »Remis? Nie!« Respekt für Topalovs sprichwörtlichen Kampfgeist, aber heute sitzt ihm einer der besten Verteidiger der Welt gegenüber. 40.Sc6 Sd2 41.Td1 Se4 42.Tf1 Kg6 43.Sd8 Tb6 44.Tc1 h5 45.Ta1 Bloß nicht 45.h4? wegen 45...Tb2 46.Tf1 Kf5 47.Sc6 Kg4, und 48.Sd8 scheitert an 48...Sg3!. 45...h4!? Hastig, zunächst 45...Kg7 ist wohl stärker. 46.gh4 Kh5 47.Ta2 Kh4 48.Kh2 Kh5 49.Tc2 Kh6 50.Ta2 Kg6 51.Tc2 Kf5 52.Ta2 Tb5 53.Sc6 Tb7 54.Ta5 Kg6 55.Ta2 Kh5 56.d5 Droht nun Sd4. Die Partie bleibt in der Remisbreite. 56...e5 57.Ta4 f5? Was hat er sich nur dabei gedacht? Er muss stattdessen Dauerschach einleiten mit 57...Sf2 58.Kg3 e4! 59.Kf2 Tb2 60.Kf1 (nicht 60.Kg3? Tg2 61.Kf4 f2 62.Ta1 Tg1) 60...Tb1. 58.Se5 Tb2 59.Sd3 Aus.
59...Tb7 Denn nach 59...Td2 deckt 60.Td4 den Springer und droht u.a. 61.Sf4. 60.Td4 Tb6 61.d6 Sd6 62.Kg3 Se4 63.Kf3 Kg5 64.h4 Kf6 (64...Kh4 65.Sc5) 65.Td5 Sc3 66.Td8 Tb1 67.Tf8 Ke6 68.Sf4 Ke5 69.Te8 Kf6 70.Sh5 Kg6 71.Sg3 Tb2 72.h5 Kf7 73.Te5 Sd1 74.Se2 Kf6 75.Td5. - Schwarz gab auf wegen 75...Te2 76.Td6 Ke5 77.Ke2 Sc3 78.Kd3. Ein schrecklicher Start für Topalov.



Frank Christiaans,DSZ 1980Matt in zwei Zügen


Lösung der Schachaufgabe von L. Larsen:

1.Da3? scheitert an 1ÉDc5!; richtig ist 1.Da5! (dr. 2.Sf4 matt), und nun helfen die Antiblocks 1ÉDc5/Da4/De8, Dd7, Dd6/Db6/Dc7/Db5/Db7 nicht wegen 2.Te7/Tb5/Td7/Tb6/Tc7/Tb5/Lb7 matt, schließlich 1Éd3/c3 2.e4/Da2 matt.


Die »Meisterpartie« schreibt der Internationale Fernschachmeister Christoph Pragua.

Artikel vom 14.10.2006